Essen.. Nach sechs Jahren hat Stefan Stoppok wieder ein Album mit seiner Band aufgenommen. Auf „Popschutz“ liefert er eine Menge Blues und Folk und, ja, auch eine Prise Pop. Wir sprachen mit ihm über den Grenzgang zwischen anglo-amerikanischer Musik und deutscher Sprache.

Wie man’s auch dreht und wendet: Sooo viele Popstars hat das Ruhrgebiet dann doch nicht hervorgebracht. Einer, der mal auf dem besten Weg zum großen Ruhm war, heißt Stefan Stoppok. Der in Hamburg geborene und in Essen aufgewachsene Musiker, hatte aber auch zu Zeiten von „Aus dem Beton“ und „Dumpfbacke“ schon eine schwarze Seele, wie das nun mal ist, wenn man den Blues lebt. Deshalb pflegte er lieber musikalische Leidenschaften als kommerzielle Ambitionen. Das verhalf ihm immerhin zum mittelgroßem Ruhm. Am Freitag erscheint sein mittlerweile 16. Studioalbum „Popschutz“...

„Popschutz“? Was soll denn der Titel, Herr Stoppok?

Stefan Stoppok: Popschutz finde ich gut, weil man da weiß: Wer dieses Album kauft, ist vor gewöhnlichem Pop geschützt. Das ist der eine Aspekt. Der andere ist, dass das Album sich natürlich nicht gegen Popmusik wendet, sondern dass Popmusik ein schützenswertes Gut ist.

Die Arbeit am Album begann schon 2010, als sie in New York mit Klaus Voormann auf dem Geburtstag von Yoko Ono waren, wo auch Paul Simon und Eric Clapton zu Gast waren. War das eine Inspiration?

Stoppok: Nein, das nicht unbedingt. Aber es war der richtige Zeitpunkt, an dem sich für mich so ein paar Sachen klargerückt haben. Das war der Endpunkt einer Phase und somit der Anfangspunkt einer Entwicklung, mit der ich mich herumschlage, seit ich Musik mache: Dass nämlich unsere Musik von der anglo-amerikanischen Musik beeinflusst ist, aber die deutsche Sprache eben anders ist. Das ist diese Problematik, die wir kulturell haben. Und da habe ich letztlich meinen eigenen Weg gefunden.

„Nicht noch mehr von diesem Klischee“

Aber das schien doch schon vorher so zu sein. Und amerikanisch klang Ihr Sound da auch schon...

Stoppok: Ich habe mich vorher immer dagegen gewehrt, nach Amerika zu gehen, weil ich nicht noch mehr von diesem Klischee haben wollte. Aber zu dem Zeitpunkt hat es sich so ergeben, dass ich sehen konnte, dass das ganz normale Leute sind. Und ich hab eben auch meinen Standpunkt gefunden.

Sie plädieren mit dem Song „Auf festem Grund“ ja auch für Authentizität...

Stoppok: Der Song bezieht sich auf eine direkt zwischenmenschliche Beziehung. Aber es ist ganz klar, dass es mir darum geht, etwas Echtes zu haben und nicht nach irgendwelchen Äußerlichkeiten zu gehen. Und das überträgt sich natürlich auf meine Arbeit. Ich stehe halt nicht auf irgendwelche Luftblasen.

Da wir von Zwischenmenschlichem reden: „Kalter Kaffee ruhige See“ ist ein Trennungssong. Müssen wir uns Sorgen machen?

Stoppok: Nee, also gerade für Trennungssongs trenne ich mich zu selten. Die entstehen, wenn man das von anderen hört, in so ein Gefühl kann man sich natürlich leicht reindenken – auch, weil man es vielleicht schon einmal selbst erlebt hat. Ich hätte den Song eigentlich auf meiner letzten Solo-Scheibe gehabt, aber dann habe ich gedacht: Das möchte ich doch lieber wieder mit Band spielen.

„Wir haben viel ,rougher’ gespielt“

Apropos: Nach sechs Jahren haben Sie mal wieder mit einer vollen Besetzung ein Album aufgenommen. Wie war das?

Stoppok: Wir haben alles als Band eingespielt, teilweise sogar direkt mit Gesang in einem durch. Wir waren im Studio-Nord-Bremen, einem alten Studio mit viel analogem Gerät. Man redet da ja auch immer von einem etwas wärmeren Sound, aber eigentlich ist es die Dynamik, die den Unterschied macht. Man spielt einfach anders. Wir haben viel „rougher“ gespielt. Wenn man in so einem Raum zusammenspielt, wie wir es gemacht haben, ist alles viel homogener.

Sie haben aus dem kühlsten Stück deutscher Popmusik noch einen echten Blues gemacht: Kraftwerks „Model“ bekommt von Stoppok Wärme. Warum?

Stoppok: Unser neuer Drummer Wally ist Amerikaner und wir haben aus Spaß ein paar Sachen gespielt, die er kennt. Das hat beim ersten Take so wahnsinnig gegroovt, dass wir gesagt haben: Wahnsinn, was man aus diesem Stück rausholen kann! Da wird einem erst klar, was das für eine geniale Nummer ist. Von Kraftwerk höre ich sie mir nicht unbedingt an. Erst wollten wir den gar nicht machen, aber jeder hat gesagt: Mensch, den musst Du unbedingt drauflassen. Und ich bin jetzt auch ganz glücklich drüber . . .

  • Album: Stoppok: Popschutz (Grundsound/Indigo)
  • Stefan Stoppokspielt am Samstag, 27.9., 19 Uhr, solo auf dem Essener Burgplatz im Rahmen der Interkulturellen Woche.
  • „Popschutz“-Tour:11.11. Unna, Lindenbrauerei, 12.11. Krefeld, Kultur-Fabrik, 13.11. Wuppertal, Live Club Barmen, 23.11. Ahaus, Logo, 29.11. Köln, Gloria, 30.11. Bochum, Zeche.