Köln. . 80 Künstler und Bands an 35 Spielorten: die „c/o pop convention“ ist eine unübersehbare Musikgröße in NRW geworden. Susanne Schramm sprach über Stand und Aussichten der Branche mit Ralph Christoph, der mal bei Fan-Gazetten angefangen hat und als Programmleiter heute den großen Tanker lenkt.

Mit 17 legte er Platten auf und schrieb für Fan-Gazetten und Stadtzeitungen. Er war Redakteur beim Musikmagazin „Spex“, ergatterte ein Auslandsstipendium der Deutschen Welle, managte eine Band, gründete eine Booking-Agentur und war für das Programm eines angesagten Kölner Clubs verantwortlich. Seit zwei Jahren ist Ralph Christoph (45) Programmleiter der „c/o pop convention“, der Fachtagung des gleichnamigen Musikfestivals. Vom 20. bis zum 24. August treten in Köln 80 Künstler und Bands an 35 Spielorten auf. Susanne Schramm sprach mit Christoph über Wohl und Wehe der Musikbranche.

Mit den Bands der c/o pop kann jeder etwas anfangen, aber worüber reden Sie bei der Fachtagung?

Ralph Christoph: Über die wichtigsten Fragen, die die Branche bewegen. In den letzten zehn Jahren ging es dabei hauptsächlich um die Folgen der Digitalisierung, die eine direkte Auswirkung auf alle Entertainment-Branchen hatte. Eine Zeitlang hat man versucht, dem mit juristischen Mitteln beizukommen – um dann festzustellen, dass das Internet nicht an der holländischen Grenze endet.

Ein Umdenken war nötig

Und dann?

Christoph: Es war ein Umdenken nötig, man musste sich von dem Gedanken verabschieden, mit Musik auf herkömmliche Art und Weise Geld zu verdienen. Und gleichzeitig dage­gensteuern, dass Musik zum bloßen Vehikel verkommt, um Geräte oder Dienstleistungen zu verkaufen.

Wie ging das?

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Christoph: Früher waren das die I-Pods, dann hat Streaming die nächste große Veränderung gebracht. Apple hat seinerzeit mit 99 Cent pro Download die Latte so tief gelegt, dass sich das Geschäftsmodell dramatisch verändert hat. Im Nachhinein sind alle schlauer: Hätte die Industrie rechtzeitig selbst Angebote gemacht, hätte man auch einen Preis von 1,50 Euro pro Download durchsetzen können – und damit wären aus heutiger Sicht alle durchaus zufrieden.

Aufwärtstrend zeichnet sich ab

Und jetzt sind alle unzufrieden?

Christoph: Nee, überhaupt nicht. Nach der großen Talfahrt zeichnet sich jetzt endlich wieder ein Aufwärtstrend ab. Wie aktuelle Zahlen des Bundesverbands Musikindustrie und des Verbands unabhängiger Musikunternehmen belegen, kann die Branche erstmals seit 1999 wieder ein Umsatzplus verbuchen. Der deutsche Musikmarkt wächst zurzeit wieder, wenn auch nur in kleinen Schritten. Ermutigend: Die Einnahmen aus digitalen Geschäftsfeldern haben 2013 um fast zwölf Prozent zugelegt. Damit wird gut ein Viertel aller Musikumsätze in Deutschland digital erwirtschaftet.

Neue Geschäftsfelder erschließen

Gratulation – aber kann man sich auf diesem Lorbeer jetzt ausruhen?

Christoph: Auf keinen Fall, denn die Erlöse aus dem Digitalgeschäft liegen weit unter denen, die früher der Verkauf von Tonträgern wie der CD gebracht hat. Wir wollen mit der Convention dazu beitragen, dass es künftig noch besser läuft – und dazu gehört auch, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Wir wollen die Schnittstelle zwischen Musik und Werbung moderieren. Die Werbung hat einen immensen Markt für Musik zu bieten. Man muss nur mal an die Songs denken, die durch ihren Einsatz in Werbeclips zu Hits geworden sind. Hier eröffnet sich ein komplett neuer Verwertungsstrang mit den entsprechenden Einnahmen – denn die Etats sind ja da. Zu denen, die zur Tagung nach Köln kommen, gehören Top-Entscheider so großer Marken wie Levi’s, Microsoft, Coca Cola oder Telekom.