Köln. . Nicht jeder Film hat das Zeug, auch auf der Bühne zu begeistern. So wie die aktuelle „Dirty Dancing“-Adaption in Köln über die Bühne geht, ist das Ergebnis durchwachsen. Es gibt mitreißende Tanzszenen, aber auch Momente, die mehr Konzert sind als heißes Bühnenfeuer.
1963 ist Mambo in den USA eine saubere Sache. Exotisch ja, aber erotisch nur bis zu einem gewissen Grad. 1963 macht Johnny Castle, von Beruf Maurer, aber während des Sommers Tanzlehrer in einem Ferienparadies für zahlungskräftige Gäste, schmutzige Geschäfte. Nach der Tanzstunde ist vor der Tanzstunde – und die gelangweilten Gattinnen abwesender Geschäftsmänner honorieren diese privaten Lektionen äußerst großzügig.
Frances Houseman genannt „Baby“ fällt normalerweise nicht in Johnnys Beuteschema. Zu unerfahren, zu jung, zu brav. Wie der smarte Gigolo und der schüchterne Teenager trotzdem, über den Tanz, zusammenfinden, war im Kino ein Hit. 1987, als „Dirty Dancing“ auf die Leinwand kam.
Fast ein Gospel-Konzert
Auf der Bühne gerät das durchwachsen. Nach Gastspielen in Berlin und Zürich ist die Produktion „Dirty Dancing – Das Original Live On Tour“ jetzt in Köln angelangt. Donnerstagabend war Premiere im Musical Dome. Durchwachsen deshalb, weil die Macher mit der Show zum Film die Quadratur des Kreises versuchen.
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Die Live-Fassung soll ein Musical sein, hat aber mit Mate Gyenei als Johnny einen männlichen Hauptdarsteller, der keine Gesangsausbildung hat. Dafür aber hinreißend tanzt. Anna-Louise Weihrauch als Absolventin der „Stage School“ in Hamburg kann beides – singen und tanzen. Aber die überragende Stimme gehört Jessica Mears, einer Gospelsängerin von Hause aus. Deren Figur jedoch in der Geschichte keine große Rolle spielt. Mitunter steht Mears vor dem Mikro, so als sei das ein Konzert.
Der schönste Kitschsong fehlt.
Erreicht werden sollen die, die den Film kennen, aber auch solche Zuschauer, die Ende der 1980er noch in den Windeln lagen. Während erstere feststellen, dass Frisuren, Kleidung und Dialoge zu weiten Teilen 1:1 übernommen worden sind, aber mit dem gesungenen „She´s Like The Wind“ der schönste Kitschsong aus „Dirty Dancing“ fehlt (er taucht lediglich instrumental auf), haben letztere kaum noch Bezug zu Martin Luther King und der US-Bürgerrechtsbewegung. Die 1963 auch bei jungen Leuten wie „Baby“ viel Zustimmung fanden. Um fair zu bleiben: das Programmheft füllt diese Lücke. Aber man muss es sich kaufen.
Wen all das nicht stört, kann sich dennoch zwei Stunden lang (mit Pause) gut unterhalten lassen.
„Dirty Dancing – Das Original Live On Tour“: bis Sonntag, 10. August, Musical Dome, Goldgasse 1, Breslauer Platz, Köln. Di. und Mi. 18.30 Uhr, Do. und Fr. 20 Uhr, Sa. 15 und 20 Uhr, So.14 und 19 Uhr. Mo. spielfrei.
Preise: 24,90 bis 89,90 Euro. Tickets und Infos: www.eintrittskarten.de