Duisburg. .

Die Zero-Kunst ist wieder in aller Munde und mit ihr einer ihrer Pioniere. Paris feiert Otto Piene morgen, wenn im Grand Palais ein Zero-Raum eröffnet wird, Duisburg feiert ihn bereits heute bei der Eröffnung der Hommage zum 85. Geburtstag in der Cubus-Kunsthalle im Kant-Park. Sie erinnert an den Avantgarde-Künstler, der in den 50er Jahren mit Otto Mack, später auch Günter Uecker, den Neuanfang der Kunst versuchte: Sie verkündeten in Düsseldorf „Zero“, eine Art Stunde Null der Kunst.

Mit ungeheurer Energie arbeitete Piene an der Erneuerung, brachte Licht, Bewegung und Feuer in die Kunst. Sein bekanntestes Werk wurde der Regenbogen, den er zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1972 in den Münchner Himmel schoss. Dagegen wirkt eine seiner letzten Arbeiten, das „Geleucht“ auf der Halle Rheinpreußen, doch sehr konventionell.

Dritte Ausstellung

In Duisburg muss man Otto Piene nicht neu entdecken, ist doch die Hommage schon die dritte Ausstellung in der Cubus-Kunsthalle. Sie erinnert an die erste im Jahr 2000, als er seine Entwürfe für das „Geleucht“ vorstellte. Das gefiel dem Besucher Dr. Konrad Gappa so sehr, dass der Bergwerksdirektor den Förderkreis Landmarke Grubenlampe gründete, der sich für die Realisierung des Werks einsetzte. Und die Hommage erinnert in einer Fotodokumentation von Arthur Schrewe an das Projekt „Sky Art“, das Piene zum Ruhrorter Hafenfest 2001 realisierte.

Vor allem aber lebt die Ausstellung von den Werken aus dem Düsseldorfer Atelier, das Piene nach wie vor hat, obwohl er schon lange in den USA lebt. 1974 wurde er als Leiter des Zentrums für Visuelle Studien ans Massachusetts Institute of Technology berufen. Dort war er als Lehrer tätig und entwickelte neue Techniken.

Pienes Assistent, der Künstler Günter Thorn, lebt in Duisburg. Da sei es einfach gewesen, die Ausstellung zu gestalten, so Cubus-Leiterin Dr. Claudia Schäfer. Neben den Foto-Dokumentationen sind Siebdrucke zu sehen, die auf Fotos von frühen Kunstaktionen basieren. Dabei arbeitete Piene beispielsweise mit Kunststoffschläuchen, die mit Helium gefüllt wurden und Kunst in den Himmel wachsen ließ. Wie den Regenbogen, den Piene auch als goldfarbene Skulptur gestaltete – und für Rosenthal als Kuchenplatte.

Die Ausstellung macht auch deutlich, wie die von Piene entwickelte Kunst alltagstauglich wurde. Zum Beispiel der Lichtkubus: In einem dunklen Raum ist der 2,60 mal 2,60 Meter große Kubus aufgebaut, dessen Wände kleine Löcher haben; im Innern kreisen Lampen. Die Lichtpunkte bewegen sich wie Sterne oder, wie es Piene nannte, ein Lichtballett: schön und meditativ.

Sky Art Event für Ruhrort

Otto Piene flambierte nicht nur Leinwände oder malte mit Licht und Rauch, er erfand auch die „Sky Art“, bei der er Plastiken in die Luft stellte. Wer in der Natur arbeitet, geht Risiken sein. Sein „Sky Art Event für Duisburg-Ruhrort“ auf der Speditionsinsel gegenüber der Schifferbörse wurde zur Zitterpartie, denn am 30. Juni 2001 war es zu windig für die mit Helium gefüllten Schläuche. So musste die Aktion mit dem „Berlin Star“ auf den nächsten Tag verschoben werden, erinnert sich Dr. Claudia Schäfer. Und auch am 1. Juli gelang es erst am Abend, Pienes „größte aufblasbare Plastik“ in den Himmel zu stellen – für zwei Minuten, wie ein Video dokumentiert, das in der Cubus-Kunsthalle zu sehen ist.

Die Ausstellung wird heute um 19 Uhr eröffnet und bleibt bis 16. Juni (mittwochs bis sonntags 14 bis 18 Uhr). Eine Einführung gibt Dr. Stephan von Wiese. Im benachbarten Café Museum sind ergänzend Serigrafien und Plakate zu sehen.