Düsseldorf. Die Betrugsaffäre um den Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach zieht weitere Kreise in der Kunstszene. Die Justiz hat Teile der renommierten Kunstsammlung “Rheingold“ gesperrt. Berichte, wonach das gesamte Vermögen Achenbachs eingefroren wurde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.
Die Betrugsvorwürfe gegen den inhaftierten Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach haben Konsequenzen für die wertvolle Kunstsammlung "Rheingold". Die Staatsanwaltschaft Essen habe den Anteil Achenbachs an der privaten Sammlung gesperrt, teilte der Mitgesellschafter Eugen Viehof am Dienstag auf Anfrage mit. Achenbach habe auch sein Mandat als "Rheingold"-Geschäftsführer niedergelegt. Zuvor hatte die "Rheinische Post" berichtet, das gesamte Vermögen Achenbachs, zu dem auch die "Rheingold"-Anteile gehören, sei eingefroren worden. Dabei handelt es sich um ein gerichtliches Eilverfahren zur vorläufigen Sicherung eines Anspruchs in Geld. Die Staatsanwaltschaft wollte sich nicht dazu äußern.
Die "Rheingold"-Sammler, zu denen die vier Unternehmer-Brüder Viehof gehören, erwerben seit mehr als zehn Jahren in Kooperation mit Museen Werkgruppen zeitgenössischer Künstler. Die Sammlung umfasst inzwischen über 700 Arbeiten unter anderem von Joseph Beuys, Martin Kippenberger, Sigmar Polke, Rosemarie Trockel, Neo Rauch und den Fotografen Thomas Ruff, Thomas Struth und Candida Höfer. Die Sperrung durch die Staatsanwaltschaft betreffe ausschließlich den Sammlungsanteil Achenbachs, hieß es weiter ohne konkretere Angaben. Die übrigen "Rheingold"-Gesellschafter seien nicht betroffen. Die Sammlung werde mit neuer Geschäftsführung weitergeführt.
Achenbachs Familie weist Vorwürfe zurück
Achenbach sitzt seit vier Wochen unter Betrugsverdacht in U-Haft. Die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht hatte Strafanzeige gegen den Kunstberater erstattet. Dem 62-Jährigen wird vorgeworfen, Kunstwerke und Oldtimer mit verdeckten Preisaufschlägen und nach oben frisierten Rechnungen an Albrecht weiterverkauft zu haben. Der Schaden soll bei mindestens 18 Millionen Euro liegen. Die Familie des Kunstberaters hat die Betrugsvorwürfe zurückgewiesen.
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Unterdessen gibt es Spekulationen über die Bedeutung einer Liste mit rund 200 Kunstwerken, die Achenbach gekauft und verkauft haben soll. Darüber hatte der "Spiegel" berichtet. In Kunstmarktkreisen hieß es, auf der für die Privatbank Berenberg erstellten internen Liste seien Transaktionen Achenbachs der vergangenen 15 bis 20 Jahre vermerkt.
"Keine Anknüpfungspunkte auf weitere Geschädigte"
Das Geldhaus hatte mit Achenbach das Unternehmen Berenberg Art Advice gegründet. Die Liste sei Interessenten für einen geplanten Kunstfonds vorgelegt worden. Konkrete Angaben zu Käufern oder Verkaufsmodalitäten seien darauf nicht vermerkt gewesen. Ob die Liste auf weitere mögliche Opfer verweist, ist unklar. "Im Moment gibt es keine konkreten Anknüpfungspunkte auf weitere Geschädigte", sagte die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk.
Die Bank hatte Art Advice nach dpa-Informationen im Sommer 2013 aufgelöst und sich von Achenbach und einem weiteren Manager getrennt, nachdem intern Unregelmäßigkeiten bei Kunstverkäufen Achenbachs an den Pharma-Unternehmer Christian Boehringer aufgeflogen waren. Bei drei bis vier Rechnungen für Boehringer sei "getrickst" worden, hieß es. Achenbach soll Boehringer daraufhin 1,2 Millionen Euro zurückerstattet haben. (dpa)