Oberhausen. . Wenn am 1. Mai die Kurzfilmtage Oberhausen starten, zittern vor allem Teilnehmer aus Dortmund und Köln mit: 1143 Beiträge sind dieses Jahr allein zum deutschen Wettbewerb eingereicht worden — und ein Viertel davon stammt aus Nordrhein-Westfalen.

Ein Viertel aller Einreichungen für den deutschen Wettbewerb bei den Kurzfilmtagen Oberhausen stammen aus Nordrhein-Westfalen. Deshalb zeigt das älteste und größte Kurzfilmfestival der Welt auch ein eigenes NRW-Programm, bei dem die Filmhochschulen in Dortmund und Köln besonders stark vertreten sind.

Die Gesamtzahl der Anmeldungen für die Wettbewerbe der Kurzfilmtage Oberhausen, die am 1. Mai starten, mag in diesem Jahr ein wenig gesunken sein, aus Nordrhein-Westfalen aber strömen die Filme wie eh und je. Von den 1143 Beiträgen, die allein zum deutschen Wettbewerb eingereicht wurden, stammt immerhin fast ein Viertel aus NRW.

Seit Jahren schon hat das Festival deshalb ob dieser Fülle eine eigene Konkurrenz für die Filme aus dem eigenen Bundesland eingerichtet, eine Jury installiert und drei von Sponsoren ermöglichte Preise ausgelobt. Vor allem für die Studenten der Filmhochschulen in Köln und Dortmund ist Oberhausen damit zu einer attraktiven Plattform für ihre Arbeiten geworden.

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Zwölf Filme haben die Vorauswahl passiert und werden nun in zwei Programmen vorgestellt. Eigentlich sollte man bei einem solch disparaten Bouquet aus Arbeiten zwischen 5 und 30 Minuten, zwischen Real- und Trickfilm, zwischen Spielfilm und Dokumentation gar nicht erst nach einem Themenschwerpunkt suchen.

Und doch fällt auf, dass es in einigen der Beiträge um den Zwiespalt zwischen Heimat und Fremde geht. In „Vor dem Tor des Ijtihad“ von Mehmet Akif Büyükataly beispielsweise erleben wir vier junge Muslime in Deutschland, die sich bei einem Ausflug in die Natur plötzlich schmerzhaft gezwungen sehen, Stellung zu beziehen zu ihrer Religion und ihrer Lebensweise.

Von Garzweiler bis ins Bergische Land

Heimat und Fremde mischen sich auch in „Sonntag, Büscherhöfchen 2“. Miriam Gossing und Lina Sieckmann führen da ein Privatanwesen im Bergischen Land vor, in dem es von Plüsch-Tigerfellen nur so wimmelt, wo Bäder ägyptisch dekoriert sind, wo überhaupt die Liebe zur Exotik aus jedem Winkel leuchtet. Menschen sieht man hier so gut wie gar nicht, vermutlich sind sie gerade wieder auf Safari. Der eine will die Heimat leugnen, der andere möchte sie gern behalten.

Der bewegende Kurzfilm „Good Soil“ von Sebastian Lemke erzählt von den Brüdern Meier, die schließlich doch ihre Gärtnerei in Borschemich am Rande des Tagebaus Garzweiler aufgeben müssen. Die gigantischen Bagger in der Ferne erinnern dabei an die Außerirdischen in den „Transformers“-Filmen.

„Wettbewerber“ als einzige Komödie im NRW-Wettbewerb

In Filmen aus NRW lernt man „Humankapital“ kennen, das sich in der Fachsprache gecoachter Kommunikation verheddert („Wettbewerber“ von Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler – übrigens die einzige Komödie des NRW-Wettbewerbs). Lernt in „Keine Freunde“ von Jie Lu, dass Animation auch auf der Basis von Teeblättern funktioniert. Und muss in „Der Keller“ von Afshin Izanlou bewundernd feststellen, dass ein Horrorfilm nicht viel mehr braucht als eine Frau, die nach Kontakt mit einem gefundenen Buch plötzlich das Gefühl hat, im Keller nicht mehr allein zu sein.