Berlin. Fast 70 Jahre nach Ende der Nazi-Herrschaft hängen immer noch zahllose Kunstwerke in Museen, die einst verfolgten Juden geraubt wurden. Die neue Bundesbeauftragte Grütters für Kultur will die Aufklärung vorantreiben. Sie will unter anderem die Mittel für die Suche nach NS-Raubkunst verdoppeln.

Die neue Kulturstaatsministerin Monika Grütters will zum Auftakt ihrer Amtszeit ein Zeichen setzen und ein Zentrum für die Suche nach NS-Raubkunst schaffen. Die entsprechenden Bundesmittel sollten verdoppelt werden, kündigte die CDU-Politikerin am Mittwoch bei der Vorstellung ihres Arbeitsprogramms im Bundestag an. "Ich finde es schlicht unerträglich, dass sich immer noch Nazi-Raubkunst in deutschen Museen befindet", sagte sie.

Die bisherigen Stellen zur Klärung der Herkunft umstrittener Bilder ("Provenienzforschung") leisten nach ihren Worten hervorragende Arbeit, es fehle aber ein erkennbarer Ansprechpartner.

"Darum sollen die Aktivitäten von Bund, Ländern und Kommunen in den Bereichen Provenienzforschung und Restitution, also auch tatsächliche Rückgabe, gebündelt und nachhaltig ausgebaut werden", so Grütters. Sie habe bereits entsprechende Gespräche mit den Bundesländern aufgenommen.

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Geraubte Kunstwerke hängen in den Museen

Als Raubkunst gelten Kulturgüter, die verfolgten Juden von den Nazis geraubt oder zu Spottpreisen abgekauft wurden. Die Debatte um eine Rückgabe an die Erben hat durch den spektakulären Münchner Kunstfund neue Aktualität bekommen. "Keine öffentliche Institution darf sich hier wegducken", sagte Grütters.

Die Nachfolgerin von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) will auch über das Thema Raubkunst hinaus eng mit den Ländern zusammenarbeiten. Sie habe bereits mit der Kultusministerkonferenz vereinbart, dass es künftig zweimal im Jahr ein Treffen mit den Länderkulturministern geben werde, sagte Grütters, betonte aber ausdrücklich: "Ich respektiere mit großer Begeisterung die Kulturhoheit der Länder."

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Fokus auf Künstlersozialkasse und Urheberrecht

Weitere Arbeitsschwerpunkte sollen - wie im Koalitionsvertrag vereinbart - unter anderem die Stabilisierung der Künstlersozialkasse sowie eine Reform des Urheberrechts sein. Mit Blick auf den Wiederaufbau des Berliner Schlosses kündigte die Staatsministerin an, sich für die möglichst rasche Berufung eines Intendanten einzusetzen.

Die Opposition kritisierte Grütters' Programm als nicht ausreichend. "Der Koalitionsvertrag ist eher ein zahnloser Tiger", sagte Sigrid Hupach von den Linken. Die Grünen-Abgeordnete Ulla Schauws forderte mehr Unterstützung für freie Künstler und Initiativen. "Was wir brauchen, ist der Mut, Kultur für alle erlebbar zu machen." (dpa)