München/Berlin. Der Fall Gurlitt ist der spektakulärste Kunstfund der letzten Zeit, und doch hielten ihn die Behörden jahrelang geheim. Jetzt räumt die Leiterin der Taksforce erstmals Fehler ein: Der Fall hätte “besser kommunziert werden müssen.“ Trotzdem hofft sie weiterhin auf eine gütliche Einigung.

Die Leiterin der Taskforce zur Sammlung Gurlitt, Ingeborg Berggreen-Merkel, hat Fehler beim Umgang mit dem spektakulären Kunstfund eingeräumt. "Der Fall hätte unter allen Beteiligten besser kommuniziert werden müssen", sagte sie dem Nachrichtenmagazin "Focus". Die Behörden hatten den Fund eineinhalb Jahre lang geheim gehalten, was international scharfe Kritik auslöste.

In der Münchner Wohnung des Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt hatten Ermittler die verschollen geglaubte Sammlung seines Vaters beschlagnahmt, darunter Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Fast 600 Bilder stehen im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Berggreen-Merkel möchte verhindern, dass Nachkommen der früheren Eigentümer für die Rückgabe von Kunstwerken vor Gericht ziehen müssen. "Ich wünsche mir im Sinne aller Beteiligten natürlich gütliche Einigungen", sagte sie.

Herkunft der Bilder untersucht

Nach Berggreen-Merkels Angaben sind mittlerweile 442 dieser Werke auf der Internetplattform www.lostart.de eingestellt worden. Mit diesem Teil der Sammlung zu beginnen, sei besonders wichtig, weil es sich bei den möglichen Eigentümern um jüdische Opfer des Nazi-Terrors handeln könne. "Unser Ziel ist es, so gut wie möglich und so genau wie möglich die Provenienz zu ermitteln."

Die Ergebnisse würden an die Staatsanwaltschaft Augsburg übermittelt, die dann über das weitere Vorgehen entscheiden müsse. "Aber wir sind alle bestrebt, dass die Anspruchsteller die Ergebnisse schnellstmöglich erfahren können." Mit Cornelius Gurlitt habe es zwischenzeitlich einen Kontakt gegeben, sagte die Leiterin der Expertengruppe, ohne aber nähere Angaben zu machen. "Die Objekte - etwa 300 -, bei denen kein Verdacht auf Raubkunst besteht, soll er in jedem Fall zurückbekommen."(dpa)