Essen. . Nach 18 Jahren Pause bringt Boy George Ende der Woche ein neues Studioalbum auf den Markt. Auf „This Is What I Do“ ist die 80er-Jahre-Ikone stimmlich kaum wiederzuerkennen. Aber so schlecht tut das dem Mann, der der Frontmann von “Culture Club“ war, gar nicht.

Erstaunliche Rückkehr eines Paradiesvogels: Boy George war der Frontmann der Popband „Culture Club“, eine schräge Ikone der 1980er-Jahre, ein lange vergessener, gern verlachter Barde. Doch nun taucht der 52-Jährige aus der Versenkung auf – mit markantem Bart und zwölf neuen Liedern, die überraschen.

Es war ein offenes Geheimnis in der Szene, dass die Stimme gelitten hat. Zerstört durch einen exzessiven Lebenswandel. Das ließ einen befürchten, dass es in eine ähnlich tragische Richtung wie bei Huey Lewis gehen könnte, der zu den begnadetsten Sängern seiner Zeit gehörte und inzwischen nur noch erbarmungswürdig kräht.

Man denkt an Dave Stewart oder Leonard Cohen

Was der als George Alan O’Dowd geborene Boy George bei „This Is What I Do" (VÖ: 24. Januar) präsentiert, ist in der Tat ebenfalls ein Gesang, den das Leben hörbar abgeschmirgelt hat. Wiedererkennen würde man diese Stimme jedenfalls nicht.

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Aber das raue Timbre besitzt immer noch Schmelz. Mitunter kommt einem der Vortrag von Dave Stewart in den Sinn, vor allem, wenn’s so schrullig und lässig groovend zugeht wie bei „Bigger Than War“. Oder man denkt an Leonard Cohen beim Yoko-Ono-Song „Death Of Samantha“.

Boy George hat sich für sein Studio-Comeback nach 18 Jahren Funkstille für ein Stil-Püree entschieden. Reggae und Dub ist enthalten, manches hat reichlich Baccardi-Feeling („Nice And Slow“). Gitarren-Pop der Machart wie die Single „King Of Everything“, in der Anspielungen zu finden sind auf lebensverschwenderische Tendenzen, findet sich seltener. Und ein Unikat bleibt das folkige Nümmerchen „It’s Easy“. Ein bisschen kitschig mit seinen Chören und der Schrummelorgel, aber insgesamt niedlich.