Mülheim. . Nach der nun beginnenden Tour „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ wird Helge Schneider sich eine längere Auszeit von der Bühne gönnen. Stattdessen will er für zwei Jahre oder länger Musik aufnehmen, Hörspiele produzieren oder einfach entspannen.

Begegnungen mit Helge Schneider sind ein wenig wie eine Audienz beim Orakel von Delphi: Man muss schon ein wenig rätseln, bis sich herausschält, was er eigentlich sagen will. Die Nachricht in diesem Fall: Nach der nun startenden Tournee „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ zieht sich der Mülheimer Entertainer für mindestens zwei Jahre von der Bühne zurück. Und was danach ist? Kann man nicht so genau sagen.

„Ich bin ja seit Jahrzehnten auf Tournee und ich muss da jetzt irgendwann mal ein Ende formulieren. Wenn man nicht von vornherein bestimmt, dass mal jetzt Schluss ist, dann geht’s einfach weiter. Und dann kann auf jeden Fall irgendwann ein Zeitpunkt eintreffen, wo man denkt: Boh, jetzt kann ich aber nicht mehr – und man muss aber dann noch die Termine wahrnehmen. Das habe ich bis jetzt immer vermeiden können“, sagt Schneider, der eigentlich zum Probenbesuch in den Mülheimer Ringlokschuppen geladen hatte.

In den vergangenen zwei Jahren hatte es immer mal wieder Spekulationen um Schneiders Gesundheit gegeben, weil er im Sommer 2011 einen Auftritt wegen Kreislaufproblemen abbrechen musste. In Mülheim macht er allerdings einen entspannten, erholten Eindruck. „Ich habe das Gefühl, mit dieser Geschichte muss man jetzt einen Abschluss finden, damit ich mich sammeln kann“, meint Schneider, spricht von einer Babypause und fügt hinzu: „Ich werde versuchen, irgendwie an ein Baby ranzukommen.“ Nicht der einzige verwirrende Moment, denn zwischenzeitlich klingt Schneider, als wolle er sich ganz zurückziehen.

Unterhaltung an der Hammondorgel

Helge Schneider ist Pretty Joe

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    Der Musiker gewährt im Ringlokschuppen auch nur kurz Einblick ins jazzige Titelstück des neuen Programms, wobei er selbst mit Perücke, Sonnenbrille und Uniformjacke hinter der Hammondorgel sitzt und zum Schluss für eine kleine Vokalimprovisation nach vorn kommt. Mit in der Begleitband sind alte Weggefährten wie Buddy Casino und Peter Thoms (mit Fez und Seidenbademantel), im Hintergrund wuselt rauschebärtig Sergej Gleithmann herum.

    Der vorläufige Abschied von der Bühne bedeutet jedoch nicht, dass Schneider sich kreativ zur Ruhe setzen wird: „Ich weiß, ich gehe jetzt nicht in Rente, ich werde jetzt nicht sagen, das war’s. Dazu bin ich noch zu jung. Ich werde jetzt 59.“ Vielmehr will er die Zeit für andere Projekte nutzen, die ihm das viele Reisen ersparen: „Ich hab ja dieses Jahr eine Schallplatte aufgenommen, die habe ich ganz bewusst für mich alleine gemacht im stillen Kämmerlein. Und so was will ich für mich jetzt erst mal wieder auf die Beine stellen. Oder Hörspiele.“

    Bis zum Schluss auf der Bühne

    Dabei wird die „Pretty Joe“-Tournee anstrengend genug: Neun Auftritte noch vor Weihnachten, davon drei Heimspiele in der Stadthalle Mülheim, dann mehr als 30 Stationen im Frühjahr – und im Sommer noch einmal über 10.

    Danach könne es noch einzelne Konzerte geben. „Mein Traum ist es immer gewesen, bis zum Schluss auf der Bühne zu stehen. Und das werde ich auch machen. Aber zwischendurch muss man mal künstlerische Pausen einlegen.“

    • „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ live: 15.12. Düsseldorf, Tonhalle, 17.12. Siegen, Siegerlandhalle, 18.-20.12. Mülheim, Stadthalle, 25.2. Duisburg, Theater am Marientor, 26.2. Dortmund, Westfalenhalle, 16.3. Essen, Grugahalle.
      Karten in den Leserläden, unter 0201/804-6060 und unter www.ruhrticket.de