Mülheim. Die Doppelnull des Mülheimer Polizeireviers ermittelt wieder: Gaga-Entertainer Helge Schneider in „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“. Ein Film mit fragwürdiger Handlung – und dabei herrlich absurd. Also: typisch Helge.
Es ist einfach herrlich: Helge Schneider versteht es wie kein zweiter, die Hirne seiner Zuschauer zu verknoten. Und wer sich darauf einlässt, wer sich also auf Atmosphäre, Ausstattung und Absurditäten konzentriert, sein Bedürfnis nach Handlung und Logik aber an der Kinokasse gegen Popcorn eintauscht, wird von „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ (Start: 10. Oktober 2013) reich beschenkt. Nach neun Jahren abseits der Leinwand kehrt der Mülheimer Gaga-Entertainer mit einer Krimi-Komödie zurück, die nicht ganz an die komödiantische Qualität von „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“ heranreicht, aber zumindest genauso grotesk ist.
Versuchen wir mal, etwas Ordnung in diesen Film zu bringen: Kommissar Roy Schneider (Helge S.), die Doppelnull des Mülheimer Polizeireviers, hat gleich mehrere Fälle zu beackern. Ein schlimmer Sexualverbrecher (Rudi Olbrich) treibt sein Unwesen, ein Zeitungskiosk auf der Schloßstraße wird überfallen und eine Zigarettenschachtel gestohlen („Zigarettendiebstahl ist das Schlimmste, was man sich zuschulden kommen lassen kann.“) Und dann verschwindet auch noch ein Huhn.
Das sind Herausforderungen, denen sich Kommissar Schneider in seinem lässigen, braunen Ledertrench natürlich allzu gerne widmet. Doch zunächst bekommt er auch noch Besuch von seiner Tante Tyree („Ich habe gar keine Tante Tyree.“), gespielt von Jazz-Saxophonist Tyree Glenn jr., dessen Verkleidung vor allem aus einem Spitzenhäub-chen und zwei um die Brust gebundenen Kokosnusshälften besteht.
Unrasiert auf dem Straßenstrich
Doch ein echter Ermittler wie Schneider bleibt am Fall: Das eingangs erwähnte, so genannte „Sexferkel“ schnappt er sich flott, indem er undercover ermittelt, also unrasiert und ungelenk in einen Fummel schlüpft und auf dem Straßenstrich entlang stolziert.
Und die beiden anderen Fälle? Dahinter scheint der entflohene Verbrecher Jean-Claude Pillemann (Rocko Schamoni) zu stecken, der wegen seiner reptilienhaften Bewegungen und seiner betäubenden Spucke nur der Eidechsenmann genannt wird.
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So, nun meint man zu wissen, wie die Fälle liegen. Aber zugleich weiß man gar nichts, denn die Geschichten werden ja – schneidertypisch – nicht stringent erzählt, immer wieder unterbrochen von musikalischen Einlagen, wenn etwa die mit Schneider befreundete Beatboxerin Butterscotch ihre Vokalkünste einwirft. Oder von Sketchen, wenn Schneider einen aufdringlichen Staubsaugervertreter vertreibt, indem er ihn mit Pfannkuchen bewirft. Oder von Zwischenspielen, wenn ein lüsterner Zahnarzt auftaucht oder Schneiders Hund Zorro verschwindet.
Der Humor von „00 Schneider“ kommt meist beiläufig daher, wenn der Kommissar etwa in seinen Kaffeebecher nur ein Drittel Kaffee, dafür aber zwei Drittel Zucker füllt.
Dafür darf man ständig schauen und entdecken: In ganz Deutschland dürfte es auf keinem Trödelmarkt, in keinem Antiquitätengeschäft mehr Stücke aus den 70ern geben, die hat alle Schneider für diesen Film gekauft, vom Wählscheibentelefon bis zur Pocketkamera mit Blitzwürfel, vom Kugelsessel zur Heimorgel.
Handwerklich gut, aber doch recht dreist sind auch die Schnitte: Natürlich wurde ein großer Teil dieses Films im heimischen Mülheim gedreht – der Filmförderung sei Dank; doch folgt Schneider der haraldschmidt’schen Devise „Drehort geht vor Inhalt“ und filmte einen Teil lieber in der spanischen Hitze statt in der Heißener Kälte. Was dazu führt, dass Schneider in Mülheim um eine Ecke biegt und in der nächsten Sekunde hinter einem Fels in einer kakteengespickten Wüste hergefahren kommt. Doch wer darf so etwas, wenn nicht Schneider?
Die einen grinsen, die anderen schütteln den Kopf
Auch wenn „Im Wendekreis der Eidechse“ eine stete Folge von Abschweifungen ist, die nicht ohne Längen und Momente der Langeweile auskommt, wird ein jeder Schneiderfan mit einem Grinsen aus dem Kinosaal kommen. Und die anderen? Die dürfen ruhig mit dem Kopf schütteln.