Dortmund. . Eine Wiedervereinigung nach Maß: Black Sabbath standen im ausverkauften Rund der Westfalenhalle – und versetzten die Fans schon nach kurzem in Ekstase. Durch ungebrochene Spielfreude und einem gelungenen Mix aus alten Heldentaten und neuen Songs überzeugten Ozzy Osbourne & Co. durchgängig.
Es gibt sicherlich nicht wenige Wiedervereinigungen altgedienter Rock-Heroen, die völlig zu Recht das Prädikat „überflüssig“ aufgedrückt bekommen, da die in die Jahre gekommenen Akteure mangels Fitness und/oder Interesse das eigene Schaffen vielmehr demontieren denn zu neuem Glanz erstrahlen lassen. Dass dem nicht so sein muss, bewiesen die Metal-Urgesteine Black Sabbath unlängst mit ihrem Reunionalbum „13“ und auch live konnte die Truppe um Ozzy Osbourne – durchaus überraschend – voll überzeugen.
Als am Samstagabend pünktlich um neun die Lichter in der Westfalenhalle ausgehen, braucht es ein typisches „I can’t fuckin’ hear you“, um die Menge im ausverkauften Rund in Ekstase zu versetzen. Umgehend erklingt die „War Pigs“-Sirene, der Vorhang hebt sich und da stehen sie: Drei Herren jenseits der 60, in schwarzen Ledermänteln, die zwar die ganze Routine aus über 40 Jahren Musikgeschäft durchklingen lassen, ansonsten aber eine Spielfreude an den Tag legen, als wäre es ihr erster Gig.
Meister finsterer Klänge
Riffmeister Toni Iommi lässt tonnenschwere Klanglava aus der Gitarre quillen und brilliert dazu mit singenden Soli, Geezer Butler hält sich gewohnt angenehm zurück, während er auf der linken Bühnenseite mit aller Gewalt an den Basssaiten reißt, und Drummer Tommy Clufetos lässt dank seines kraftvollen Spiels das fehlende Gründungsmitglied Bill Ward zumindest klanglich schnell vergessen.
Kilometergeld für Ozzy Osbourne
Unangefochtener Herr im Ring ist allerdings Zeremonienmeister Ozzy Osbourne, der am Samstagabend erstaunlich fit ist. Zwar verteidigt der Frontman beim Singen das Rund seiner Monitorboxen in der Bühnenmitte vehement, zeigt sich ansonsten aber agil wie seit Jahren nicht mehr. In den ausgedehnten Instrumentalpassagen wetzt der von seinen Fans als „Godfather of Metal“ verehrte von links nach rechts über de Bühnenbretter und wird dabei nicht müde, die Fans zum Klatschen, Singen, Hüpfen zu animieren.
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Nicht nur, weil das problemlos funktioniert, haben die Herren sichtlich Spaß bei der Arbeit. Ozzy versucht zwar den „Madman“ zu geben, kann sich aber häufig ein breites Grinsen nicht verkneifen. Dann dreht er sich zu seinem Gitarristen um, als wollte er sagen „Siehst du das auch?!“. Ja, sieht er, denn auch bei Tony Iommi zeigen die Mundwinkel gen Hallendecke. Überhaupt scheinen die vormaligen Streithähne ihre gemeinsame Zeit aktuell voll zu genießen.
Setlist blieb bei „Nummer Sicher“
In Sachen Setlist geht man natürlich kein Risiko ein, mischt Klassiker wie „Faeries wear Boots“ oder „Children of the Grave“ mit Songs vom Reunionalbum „13“, wobei auch das neue Material überraschend gut ankommt, wenngleich auch nicht ganz so frenetisch gefeiert wird, wie Großtaten a la „Iron Man“, „Black Sabbath“ oder „N.I.B.“, die auch fast vier Dekaden nach ihrer Erstveröffentlichung nichts an ihrem morbiden Charme eingebüßt haben.
Mit dem obligatorischen Rausschmeißer „Paranoid“ endet nach rund anderthalb Stunden die finstere Messe. In dieser bestechenden Form können Black Sabbath im nächsten Jahr gerne nochmal wieder kommen.
- Black Sabbath live: 27.6.2014 Stadion Essen. Karten in den Leserläden, 0201/804-6060 und ruhrticket.de