Paris. Mick Jagger und die Rolling Stones sind längst nicht die einzigen Promis im Seniorenalter: Immer mehr Popstars stehen auch im siebten Lebensjahrzehnt noch auf der Bühne – entweder aus gewinnbringender Eitelkeit oder weil die Altersversorgung futsch ist. Und das Phänomen beschränkt sich nicht auf die USA.
Rente mit 67? Unter Rockstars sieht alles eher nach Rente mit 87 aus – frühestens. Nicht nur Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, der unlängst seinen 70. Geburtstag feierte, zieht es immer wieder ins Studio und auf die Bühne. Viele Musiker seiner Generation sind im Musikgeschäft noch präsent oder wagen ein Comeback. Während das Motto für Rockstars früher war, wild zu leben und jung zu sterben, scheint die Devise heute zu lauten: Auf der Bühne bis ins hohe Alter – und dabei kräftig Kasse machen. Schließlich haben sie nichts anderes gelernt. Und nichts Besseres zu tun.
Seit mehr als 50 Jahren stehen die Rolling Stones auf der Bühne – und Gitarrist Keith Richards sagte der Band kürzlich noch viele gemeinsame Jahre voraus: „Ich sehe nicht, warum es nicht auch einen 60. Geburtstag geben sollte.“ Gemeint ist, wohlgemerkt, nicht sein eigener 60., sondern der seiner Band. Richards wird in diesem Jahr kurz vor Weihnachten noch 70.
Wiederaufstehen nach Exzessen
Eine wahre Wiederauferstehung feierte in diesem Jahr David Bowie. Anfang Januar überraschte der Brite just an seinem 66. Geburtstag die Welt nach zehn Jahren Pause mit einer neuen Single. Der Song „Where Are We Now?“ ist eine musikalische Rückkehr nach Berlin, wo die Rock- und Pop-Ikone in den 70er-Jahren lebte. Das Album „The Next Day“ ist inzwischen auch herausgekommen. Zuvor war Bowie jahrelang wie von der Bildfläche verschwunden, immer wieder gab es Gerüchte über schwere Gesundheitsprobleme.
Trotz eines Lebens voller Drogen- und Alkoholexzesse ist auch Bowies einstiger Schützling Iggy Pop mit 66 Jahren nicht unterzukriegen. 2012 brachte der „Urvater des Punk“ ein Album mit französischen Chansons heraus. Zeitweise lebte der Bühnen-Irrwisch einst mit David Bowie zusammen in Berlin – Anfang August stand er dort wieder auf der Bühne.
Kürzlich in Berlin wie auch in einigen anderen deutschen Städten aufgetreten ist der legendäre Singer-Songwriter Leonard Cohen. Der 78-jährige Kanadier stellte im vergangenen Jahr ein neues Album vor und tingelt nach 15 Jahren Pause seit fünf Jahren wieder um die Welt – weil er durch seine Managerin um Millionen betrogen wurde, die er sich als Altersvorsorge zurückgelegt hatte.
Selbst der 71 Jahre alte Brian Wilson brachte vergangenes Jahr seine Beach Boys zusammen, um den 50. Geburtstag der Band zu feiern, die gleich auch ein neues und höchst erfolgreiches Studioalbum herausbrachte.
Ex-Beatle Paul McCartney, ebenfalls 71 Jahre alt, und der ein Jahr ältere Barde Bob Dylan machen ohnehin Musik wie eh und je, Tina Turner war 71, als sie 2011 noch einmal auf Tournee ging. Auch der 66-jährige Carlos Santana und der Kanadier Neil Young, der 67 Jahre alt ist, gehen auf jede Bühne, vor der sich Publikum versammelt hat.
PopMit 66 Jahren Youngster
Ein spektakuläres Comeback gab zuletzt auch die Heavy-Metal-Band Black Sabbath mit ihrem Lead-Sänger Ozzy Osbourne. Mit dem neuen Album „13“ stürmte Black Sabbath im Sommer die Charts, derzeit ist die Band auf Welttournee. Die bereits früher geplante Wiedervereinigung hatte wegen einer Krebserkrankung von Gitarrist Toni Iommi verschoben werden müssen.
Weit entfernt vom Ruhestand ist auch Deutschlands Alt-Rocker Udo Lindenberg, mit Liedern wie „Sonderzug nach Pankow“ schon lange eine Legende. Im Frühjahr brachte der 67-Jährige, der in diesem Monat mit einer Wachsfigur bei Madame Tussaud’s in Berlin geehrt wird, eine Doppel-DVD seiner Tournee „Ich mach mein Ding“ heraus. Und wenn in der nächsten Woche Elton John sein neues Album „The Diving Board“ herausbringt, kann er sich mit 66 Jahren fast als Youngster unter den betagten Rockpop-Stars fühlen. (dpa)