Essen. „13“, das Wiedervereinigungs-Album von Ozzy Osbourne, Tony Iommi und Geezer Butler, dürfte als Sensation in die Rockannalen 2013 eingehen. Paradoxerweise nicht, weil es so sensationell neu ist. Sondern weil es das eben nicht ist. Produzent Rick Rubin hat ganze Arbeit geleistet.

So muss es sich anfühlen, wenn die Knochen im eigenen Leib aus Blei gegossen sind, wenn das Universum vom Widerstreit von Gott und Satan ausgefüllt scheint – und aus der Tiefe der Verdammnis tönt eine einsame Stimme gen Himmel. Klingt nach einem schlechten Horrorfilm? So etwa von 1970? Dann haben Black Sabbath ja erreicht, was sie wollten. Mit ihrem Wiedervereinigungs-Album sind sie wieder angelangt, wo sie einst begonnen haben. Und ein Mann namens Rick Rubin hat die letzten 43 Jahre mit einem Wisch seines zotteligen Rauschebarts beiseite gefegt – oder zumindest die 35 Jahre, seit Ozzy Osbourne die selbsterrichtete Metal-Kathedrale verlassen hat.

Das Album „13“ dürfte als Sensation in die Rockannalen 2013 eingehen. Paradoxerweise nicht, weil es so sensationell neu ist. Sondern weil es das eben nicht ist: Als hätte man sie aus der Zeit gerissen, stehen die acht Songs für eine Ära, in der der Bass monoton schwummernd, die Gitarren quälend schleppend, die Soli hingegen unverschämt ausufernd wirken. Wie eine Rückkehr zum Urknall des Heavy Metal. Allein Osbourne klingt heute spürbar mehr nach dem nervenkranken, zitternd-zuckenden Faltentier, zu dem diverse chemische Substanzen, Alkohol, Ehefrau und Kinder ihn haben schrumpeln lassen.


"13" reproduziert die alten Zeiten perfekt - vielleicht zu perfekt

Das Wunder von „13“ besteht nicht so sehr darin, dass sich das Triumvirat Osbourne, Tony Iommi und Geezer Butler (Drummer Bill Ward wurde durch Brad Wilk von Rage Against The Machine ersetzt) wieder zusammengetan hat, um die alten Zeiten zu reproduzieren. Das eigentliche Wunder besteht darin, dass es ihnen gelungen ist – in vollkommener Ignoranz der Rockgeschichte.

Ein solches Kunststück der Weltverleugnung kann nur Rick Rubin bewerkstelligen. Man darf mutmaßen, dass sich die drei starrköpfigen Metal-Veteranen nach den ersten dreizehn Akkorden den Teufel auf den Leib gehext hätten, wäre nicht der Starproduzent gewesen, dessen Gabe die Reduktion auf das Wesentliche ist und der Johnny Cash zum mehr als würdigen Alterswerk verhalf.

Doch davon mag man bei Sabbath nicht sprechen, auch wenn Osbourne schon mit den ersten Zeilen „Is this the end of the beginning? Or the beginning of the end?“ das baldige Ableben in Aussicht stellt – und sich die Gitarre dabei so zäh und monoton zieht, als würde sich Osbourne ohne Treppenlift die Stufen seiner Villa emporquälen.

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Eine Flut schöner Selbstzitate

Auch endet das Album genau mit den Klängen, mit denen 1970 das Debüt begann: Regen, entfernter Glockenschlag. Was dazwischen liegt: Eine Flut schöner Selbstzitate, Osbournes vergebliche Suche nach Gott, ein psychedelischer Trip ohne Tiefe („Zeitgeist“) und immer wieder Iommis unverwechselbare Akkordwechsel, die im steten Vor und Zurück einen Groove erzeugen, an dem sich Generationen von Gitarristen mühten.

Können Sabbath mit diesem fast makellosen Werk wohl noch solche Erdbeben auslösen wie vor 43 Jahren? Gewiss nicht. Der Grund dafür ist: Es hat schon so viel Sabbath davor gegeben. So viel faszinierend düsterdumpfen Rock, dass die drei sich heute in die Galerie ihrer eigenen Epigonen einreihen dürfen. Wenn auch an erster Stelle.