Düsseldorf. Filigran-Werke von 20 Künstlern zeigen in Düsseldorfs Kunstpalast derzeit die Bandbreite deutscher Landschaftsmalerei zur Zeit der Romantik. Die Schau erinnert auch an die Zeit, als deutsche Maler zum Wanderstab griffen.

Vielleicht zeigten die „Landschaftsdarstellungen deutscher Künstler der Romantik“ ja gar nicht Landschaften als „Spiegel der Seele“, wie die Ausstellung im Düsseldorfer Museum Kunstpalast betitelt ist; vielleicht spiegeln sie ja viel eher die enormen Ausdruckmöglichkeiten, die eine Erfindung aus dem Jahre 1790 den Künstlern eröffnete: der Bleistift.

Zur Unschärfe des Begriffs „Romantik“

Während die Franzosen in den frühen 1820er-Jahren mit Pinsel, Palette und Rotwein ins Freie zogen und in Licht und Farben zu schwelgen begannen, griffen die Deutschen zum Wanderstab und – Griffel. Könner von den Düsseldorfer Brüdern Andreas und Oswald Achenbach über Carl Blechen, Adolph von Menzel bis Wilhelm von Kobell adelten mit dem unscheinbaren „Reißblei“ ein Genre, das nach der Renaissance und Meister Rembrandt vorzugsweise auf dem Skizzenblock und als Magd der Malerei gedient hatte: der Handzeichnung.

In den zu Düsseldorf ausgestellten Filigran-Werken von 20 Künstlern entfaltet sich die ganze Palette und damit auch die ganze Unschärfe dessen, was wir unter „Romantik“ verstehen: Da findet sich im trauten Nebeneinander das Dramatische und das Idyllische, das Unheimliche und das Heimelige, das Akribische und das Schwelgerische: melancholische Hymnen an den finstren deutschen Tann ebenso wie pingelig ausgeführte Studien von Wasserfällen oder wuchtigen Alpen-Gletscherbächen, denen man die Gemütsbeben der Welt-Erwanderer deutlich ansehen kann.

„Wir verliebten uns in jeden Grashalm...“

„Der Bleistift konnte nicht hart, nicht spitz genug sein...“ berichtet der famose Ludwig Richter, und: „Wir verliebten uns in jeden Grashalm, in jeden zierlichen Zweig...“ Die Natur, die zuvor vorzugsweise als Kulisse gedient hatte oder un­ter Nützlichkeitsaspekten betrachtet worden war, bekam mit der Zeichenkunst zunehmend ei­nen eigenen Stellenwert; sie wurde studiert, dramatisiert oder mystifiziert – je nach Stift und Seele.

Ab 16. November bis 26. Januar 2014 im Düsseldorfer Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4-5