Frankfurt/Main. Anne Frank stammt aus Frankfurt, die Familie des wohl bekanntesten Opfers des NS-Rassenwahns hat die Stadtgeschichte der Main-Metropole über Jahrhunderte geprägt. Das Jüdische Museum bekommt einen wichtigen Teil des Nachlasses - im Herbst sollen erste Stücke zu sehen sein.
Teile des Nachlasses der Vorfahren von Anne Frank will das Jüdische Museum in Frankfurt im Herbst in einer kleinen Kabinettausstellung präsentieren. "Wir sind gerade dabei, die ersten Objekte der Sammlung zu bekommen", sagte Museumsdirektor Raphael Gross der dpa.
"Die 400-jährige Geschichte der Franks wird damit in Frankfurt erforscht und ausgestellt." Der Familiennachlass umfasst nach Angaben von Gross neben einem umfangreichen Archiv auch etwa 1000 Exponate aus Basel, darunter Gemälde, Fotos, Möbel, Briefe und Erinnerungsstücke.
In der Ausstellung sollen zunächst 28 Stücke zu sehen sein, dazu zählen seltene Familienstücke des frühen 19. Jahrhundert, wie Porträt-Miniaturen Gouache auf Elfenbein oder ein Jeu de Loto, ein Brettspiel. "Wir stellen so ziemlich das aus, was man sich von einer jüdischen, bürgerlichen Familie in Frankfurt im 18., 19. und 20. Jahrhundert erwarten kann", erklärte Gross.
Familiennachlass soll Dauerleihgabe werden
Nach wie vor sei das Haus mit den Vorbereitungen des wesentlichen Teils des Umzugs beschäftigt. Der Familiennachlass soll als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum Frankfurt aufbewahrt, ausgestellt und für die Forschung zugänglich gemacht werden.
Besucher bekommen die Gemälde, Fotos, Möbel, Briefe und Erinnerungsstücke der Familie Frank-Elias in größerem Umfang allerdings erst in einigen Jahren zu sehen. Denn das Jüdische Museum muss zuvor erweitert werden, um Platz für das geplante "Familie Frank Zentrum" zu schaffen. "Wir werden aber ganz sicher kein weiteres Anne-Frank-Haus bauen", sagte Gross. "Das ist nicht unsere Aufgabe und das gibt es natürlich schon in Amsterdam."
Anne Frank sei eine bedeutende Person, doch sie sei für die Frankfurter nicht alleine entscheidend. "Aber die Familie von Anne ist eng mit der Geschichte von Frankfurt verbunden." Das berühmte Tagebuch bleibt ohnehin in Amsterdam, wo es auf der vergeblichen Flucht der Franks vor den Nazis geschrieben wurde.
Jüdisches Museum wird für 50 Millionen Euro vergrößert
Bis 2017 soll das Jüdische Museum am Mainufer für rund 50 Millionen Euro auf die doppelte Fläche vergrößert werden. Das Berliner Büro Staab Architekten errichtet den Neubau. Die reinen Baukosten werden nach Angaben von Gross auf 20 bis 22 Millionen Euro geschätzt, der Rest des Gesamtbudgets fließt unter anderem in die aufwendige Renovierung des denkmalgeschützten Altbaus und die Neugestaltung der Ausstellung.
Die Sanierung des Rothschild-Palais, in dem das Museum seit 1988 untergebracht ist, und der Neubau laufen parallel. 2015 wird das Museum voraussichtlich für mindestens 18 Monate geschlossen. Der Neubau soll dann im Frühjahr, der Altbau im Herbst 2017 wiedereröffnet werden. (dpa)