Berlin . Wolfgang Herrndorfs Blog “Arbeit und Struktur“, in dem der krebskranke Autor über sein Leben schrieb, soll als Buch veröffentlicht werden. Dies teilte der Rowohlt Verlag mit. Ein Veröffentlichungsdatum steht demnach noch nicht fest. Wolfgang Herrndorf war am Montag im Alter von 48 Jahren verstorben.
Der Blog des verstorbenen Schriftstellers Wolfgang Herrndorf soll nach Verlagsangaben als Buch herausgegeben werden. Die Veröffentlichung des Blogs in Buchform sei der Wunsch des Schriftstellers gewesen, teilte der Rowohlt Verlag am Mittwoch auf Anfrage mit. "Es erscheint bei uns." Ein Termin stehe noch nicht fest.
In seinem Internet-Tagebuch "Arbeit und Struktur" erzählte Herrndorf von seinem Leben mit dem Tod, was viele Leser sehr bewegte. Der Schriftsteller ("Tschick", "Sand") starb am Montag im Alter von 48 Jahren in Berlin.
2010 hatte der gebürtige Hamburger mit seinem Roman "Tschick" den Überraschungserfolg des Jahres gelandet. Das Buch stand monatelang auf den Bestsellerlisten, erhielt den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011, hat sich inzwischen mehr als eine Million mal verkauft und wird auch erfolgreich als Theaterfassung gezeigt. Die abenteuerliche Lada-Fahrt der beiden Freunde Maik und Andrej quer durch Ostdeutschland rührte viele Leser ans Herz. "Ein großartiges Buch, egal, ob man nun dreizehn, dreißig oder gefühlte dreihundert ist", befand die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Ein Dokument von Wut, Angst, Verzweiflung und Überlebenskampf
Das Internet-Tagebuch beginnt am 8. März 2010, nach einer Einlieferung in die Psychiatrie, und endet am 20. August 2013. Es ist ein ebenso erschütterndes wie bitter-komisches Dokument von Wut und Verzweiflung, Angst und Überlebenskampf.
Die Frage "Warum ich?", die sich angeblich viele Krebskranke stellten, sei ihm noch nicht gekommen, schreibt Herrndorf im Januar 2011. "Warum denn nicht ich? Willkommen in der biochemischen Lotterie."
Herrndorf nicht an Krebs gestorben
Ein Eintrag einige Wochen vor seinem Tod lautet: "Am liebsten das Grab in dem kleinen Friedhof im Grunewald, wo auch Nico liegt. Und, wenn es nicht vermessen ist, vielleicht ein ganz kleines aus zwei T-Schienen stümperhaft zusammengeschweißtes Metallkreuz mit Blick aufs Wasser, dort, wo ich starb."
Mit "Nico" meinte Herrndorf möglicherweise die Sängerin von Velvet Underground, die auf besagtem Friedhof begraben ist. Am "Schluss" des Blogs steht: "Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen."
Ähnliches hatte seine Kollegin und Weggefährtin Kathrin Passig zuvor bei Twitter veröffentlicht. Sie hatte erklärt, Herrndorf sei nicht an Krebs gestorben. (dpa)