Islamabad . Pakistan hat seine erste eigene Comic-Superheldin - und die trägt eine Burka. Sofort prasselt Kritik von links und rechts auf die Fernsehserie ein, die sich für bessere Bildung einsetzt. An die Geschichte der Aktivistin Malala erinnert sie aber nur zufällig.

Jiya ist Superheldin. Pakistanische Superheldin. Normalerweise ist sie Lehrerin an einer Mädchenschule - wenn sie aber in ihren Umhang schlüpft, kämpft sie gegen Taliban und korrupte Politiker. Was die Gemüter in dem muslimischen Land dabei erhitzt, ist Jiyas Outfit: Eine schwarze Burka, die sie von Kopf bis Fuß verhüllt. Seit kurzem läuft die Serie über "Burka Avenger", die Burka-Rächerin, sonntags im größten TV-Kanal des Landes.

In den insgesamt 13 Episoden der animierten Serie kämpft Jiya gegen alle, die die Bildung von Kindern bedrohen. Sie wirft Stifte und Bücher gegen ihre Gegner, kann Karate und gleitet mit wehender Burka über Pakistan wie Batman über Gotham City. Nur als Superheldin legt die Lehrerin den Schleier an.

Die Geschichte um Jiya ist nah dran am pakistanischen Alltag. Taliban greifen in dem Land regelmäßig Schulen an und zerstören sie - viele Mädchen werden gezwungen, den Unterricht zu verlassen. Die Burka-Rächerin kämpft dagegen auf dem Bildschirm - aber auf unterhaltsame Weise.

"Das Hauptziel ist es, Leute zum Lachen zu bringen, sie zu unterhalten und starke, soziale Botschaften auszusenden", sagt der Erfinder Aaron Haroon Rashid, der gleichzeitig ein bekannter pakistanischer Popstar ist.

Die Serie spaltet das Land

Die Figur der Jiya und die Ideale, für die sie kämpft, erinnern an Malala Yousafzai. Die pakistanische Jugendliche wurde weltbekannt, als sie 2012 von Taliban-Kämpfern in den Kopf geschossen wurde und überlebte. Das Mädchen hatte sich trotz Drohungen der Extremisten seit Jahren um Bildung für Mädchen bemüht und dafür auch den Friedenspreis ihres Landes erhalten. Rashid aber bestreitet, dass seine Figur von Malala, die noch vor wenigen Wochen vor den Vereinten Nationen gesprochen hat, inspiriert sei.

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Die Serie spaltet das Land trotz der prominenten Assoziation. Kritik gibt es sowohl von Konservativen als auch von Liberalen. "Die Burka ist ein Symbol der Unterdrückung in Pakistan. Frauen tragen sie nicht freiwillig, sondern weil sie ihnen aufgebürdet werden", argumentiert Menschenrechtlerin Tahira Abdullah. Die Idee hinter "Burka Avenger" sei zwar grundsätzlich gut, die Ausführung aber falsch.

Auch die tief religiösen Pakistaner sind von der Show nicht begeistert: Burkas seien islamische Verpflichtung, erklärt Kuser Firdaus von der fundamentalistischen Jamaat-e-Islami Partei. "Sie für Charaktere in Comics zu benutzen, ist eine Beleidigung für eine Religion und ihre Symbole."

Kinder fiebern neuen Foilgen entgegen

Erfinder Rashid weist die Kritik zurück. Sie beruhe nur auf Mutmaßungen. Die Entscheidung für die Burka als Superhelden-Kostüm beziehe sich auf die kulturelle Herkunft der Hauptperson - mit Religion habe es absolut nichts zu tun. "Es ist nur ein Mittel, um der Person zu helfen, ihre Identität zu verschleiern. Sonst nichts."

Eine Gruppe interessiert sich dagegen gar nicht um das Für und Wider im pakistanischen Burka-Streit: die Kinder. Hunderttausende fiebern Woche für Woche den Folgen von "Burka Avenger" entgegen. Die Serie hat auf Facebook schon mehr als 26.000 Fans - ungewöhnlich viele für ein Land, in dem die große Mehrheit der Menschen keinen Internetzugang hat.

Der 14-Jährige Osama Ilyas Lughmani ist von der Serie begeistert: "Darauf habe ich gewartet. Es war toll, unserer eigenen Superheldin zuzuschauen." Der Streit um die Show interessiert ihn nicht: "Ob gut oder schlecht, ich werde alle Folgen gucken." (dpa)