Hattingen. . Der gebürtige Hattinger Jamiri, der eigentlich Jan-Michael Richter heißt, ist einer der erfolgreichsten deutschen Comiczeichner. Seit seiner Kindheit zeichnet er, mit 21 Jahren machte er sein Hobby zum Beruf. Bisher sind von ihm 13 Comic-Alben erschienen. Ein Gespräch zur Zukunft und zurück zu den Anfängen.

In Blankenstein geboren, ist er mit elf Jahren „das Böse“ an der Waldorfschule. Zehn Jahre später, 1987, beginnt er Comic-Strips für ein Kulturmagazin zu zeichnen, weil Katzenfutter-Illustrationen nicht sein Ding sind. In den 1990ern setzt er Sprockhövel ein Denkmal. Und bis jetzt wurden seine Comics 200 Millionen Mal gedruckt. Er ist Jamiri, einer der erfolgreichsten deutschen Comiczeicher. Mit Sabine Weidemann spricht der gebürtige Hattinger, der eigentlich Jan-Michael Richter heißt, über Heimweh, Erfolge und Projekte.

Der Sprockhövel-Comic ist fast 20 Jahre alt. Wo erlebt Jamiri jetzt neue Abenteuer?

Jamiri: Als Space-Jamiri im Sommer 1994 in Sprockhövel landete, glaubten die meisten Leser tatsächlich, ich hätte mir diesen Ortsnamen nur ausgedacht. Immerhin verzeichnet die Wikipedia-Seite Sprockhövels den Comic heute unter „Sprockhövel in der Literatur“ – die einzige Position dieser Rubrik. Space-Jamiri hat seitdem Abenteuer in fremden Welten bestanden, weilt aber am liebsten in seinen Gemächern in Frohnhausen, wo er wegen seiner wehrhaften Gattin immer einen kugelsicheren Kampfanzug trägt.

"In Hattingen bin ich einigermaßen regelmäßig"

Sind Sie ab und zu in Hattingen?

Jamiri: In Hattingen bin ich einigermaßen regelmäßig, um meine Eltern zu besuchen. Es ist heute noch so, dass sich selbst Essen im Vergleich anfühlt wie Mexico City. Es ist alles so ... beschaulich und unaufgeregt hier. Vielleicht kehre ich eines Tages ganz zurück, wer weiß? Aber jetzt noch nicht. Die vielen tollen Orte, die ich besuchte, weil sie dem Vernehmen nach gerade Künstler zum Bleiben einladen, gefielen mir auch wirklich gut, und ich wäre jeweils gerne geblieben. Aber Heimweh hat mir immer einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Jamiri: Oeyn Returns

(c) Jamiri
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Zurück zu den Anfängen: Was hat sie mit 21 Jahren eigentlich dazu gebracht, Comic-Strips zu zeichnen?

Jamiri: Ich hab ja nicht erst mit 21 mit dem Comiczeichnen begonnen. Ich hatte bereits einen Großteil meiner Jugend damit verplempert, allerdings ohne ernsthaft zu planen, das zum Beruf zu machen. Ich war Waldorfschüler und Comics waren dort quasi das Böse. Es war toll, man konnte sich als Elfjähriger wie ein Staatsfeind fühlen. Ich studierte dann, verkürzt gesagt, Deutsch und Malen. Comiczeichner wurde ich, weil ich keine Lust hatte, mein Leben mit Katzenfutter-Illustrationen für Werbeagenturen zu verbringen. Das wurde zwar gut bezahlt, machte mich aber unglücklich. Die Kunstgeschichte pflegt von Katzenfutter-Illustrationen nicht die geringste Notiz zu nehmen.

Comics haben es in Deutschland immer noch schwer

Seitdem ist viel passiert: Wo wurden Jamiri-Comics veröffentlicht?

Jamiri: Ich weiß nicht auswendig, wie viele verschiedene Zeitschriften meine Comics über all die Jahre gedruckt haben. Fest steht aber, ich hab die Auflagen neulich mal zusammengerechnet, dass ich bis heute fast 200 Millionen Mal gedruckt worden bin. Eine schier unglaubliche Zahl, die sich aber leider keineswegs auf meinem Girokonto niederschlägt. Comics haben es in Deutschland immer noch schwer, vernünftige Bezahlung ist oft Glückssache.

Gab es den einen großen Coup?

Jamiri: Durchbrüche gab es wohl einige kleine: die große Werkschau als erster Comiczeichner 2003 in der Caricatura Kassel; als ich, auch 2003, Hauszeichner von Spiegel online wurde und, ha, 2013, als ich in die Reihe „Meister der komischen Kunst“ aufgenommen wurde, neben Künstlern wie Robert Gernhard, Bernd Pfarr oder F. K. Waechter. Letzteres kann ich immer noch kaum glauben.

Wie steht es eigentlich mit den Plänen, an die Uni zurückzukehren?

Jamiri: Die zwei Professuren, die ich gerne gehabt hätte, haben andere Bewerber bekommen. Damit sind meine Ambitionen, was das angeht, fürs erste erledigt. Ich mag auch nicht weg aus dem Ruhrgebiet. Insbesondere, weil meine Frau nicht woanders leben möchte. Und was sollte ich ganz allein in der Fremde?

Derzeit arbeite ich regelmäßig für das Hochschulmagazin Unicum

Wo kann man Ihre Arbeiten sehen?

Jamiri: Derzeit arbeite ich regelmäßig für das Hochschulmagazin Unicum, Spiegel online, die Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung und das Wirtschaftsmagazin Ruhr. Und, nun ja, da wären momentan noch die wöchentlichen Illustrationen für die WAZ.

Da gibt es ja auch noch Ihre Bücher.

Jamiri: Es sind bisher 13 Comic-Alben erschienen, das nächste ist in Arbeit. Einige ältere Titel sind vergriffen, Neuauflagen sind in loser Folge geplant. Zuletzt ist „Dotcom Dummy“ in der dritten Auflage erschienen. Außerdem kommt im Oktober ein „Art-Book“, eine Art Blick ins Atelier hinter die Kulissen. Der Titel ist „L’ Argh pour l’ Art“.