Hattingen. . Alina Süggeler ist die Sängerin der Hattinger Band Frida Gold. Im Interview spricht sie über die Folgen des Erfolges und die Suche nach neuen Herausforderungen.
Mit dem Einstieg von 0 auf 1 in die deutschen Albumcharts mit „Liebe ist meine Religion“ hatte die Hattinger Band Frida Gold selbst nicht gerechnet. Sängerin Alina Süggeler (28), die mit ihren drei Jungs in diesem Sommer auf vielen Festivals spielt, sagt selbst: „Wir waren total überrascht.“
Wir erwischten sie beim Deichbrand-Festival in Cuxhaven, um mit ihr über den eigenen Erfolg, die damit verbundenen Pflichten und ihre Motivation zu sprechen.
Eine Nummer 1 in Deutschland, gab es da irgendwann den Moment, an dem Sie dachten, jetzt haben wir es geschafft?
Alina Süggeler: Solche Momente gibt es immer wieder, in jedem Moment, in dem wir auf der Bühne stehen. Weil wir da einfach merken, dass es da draußen Menschen gibt, die unsere Musik hören.
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Die uns zuhören, unser Lebensgefühl teilen und die sich in den Songs wiederfinden. Das ist der Moment, in dem man das Gefühl hat, dass man musikalisch angekommen ist. Dass man mit der Musik eine Sprache gefunden hat. Und dass man damit die Menschen berührt.
Aber Erfolg lässt sich ja nicht nur an zwischenmenschlichen Reaktionen ablesen...
Süggeler: Alles andere steht bei uns immer wieder zur Debatte. Auch wenn sich unser erstes Album gut verkauft hat und wir mit „Wovon sollen wir träumen“ so etwas wie einen Hit hatten, heißt das ja noch lange nicht, dass das zweite Album genau so gut läuft. Oder dass man das immer wieder schafft. Das haben wir uns auch nie zum Ziel gesetzt.
Sondern?
Süggeler: Für uns war es auch gerade in der Phase der Albumentstehung wichtig, uns noch einmal neu zu definieren und noch einmal genau darauf zu gucken: Was ist in den letzten Jahren passiert, was uns so sehr am Herzen liegt, dass wir das teilen wollen. Ich glaube, es ist ganz entscheidend, dass man da nie die Sicherheit sucht, sondern sich immer wieder neu herausfordert. Dementsprechend lässt sich Erfolg auch nicht am Geld ablesen, das man verdient. Das ist nie das richtige Motiv.
Wie hat sich Ihr alltägliches Leben abseits von Interviews und Auftritten in den letzten Jahren verändert?
Süggeler: Natürlich ist unser Zeitplan straff, aber das ist etwas, das uns unheimlich erfreut. Denn für mich ist Arbeit etwas Schönes, obwohl es natürlich auch manchmal an die Grenzen geht. Es ist, trotzdem etwas, das mich unheimlich erfüllt und bei dem ich mich privilegiert fühle.
Gibt es auch eine Kehrseite?
Süggeler: Natürlich haben wir andererseits ein bisschen weniger Zeit für die Dinge, die uns am Herzen liegen. Wir können ein bisschen weniger Zeit in unserer Heimat verbringen, wir haben nicht mehr so viel Zeit für unsere Familien, wie wir gerne hätten. Auch weil die räumliche Distanz da ist. Wir sind nach Berlin gezogen, um diese Platte da zu schreiben.
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Und wir waren auch viel im Ausland und haben die Platte in L.A., in Venice, fertig gemacht. Aber ich glaube, die wesentlichen Dinge haben sich nicht verändert: Wir sind eben noch stark verbunden mit unserer Heimat, wir sind stark verbunden mit unseren Familien, wir tun immer noch dieselben Sachen, um uns zu erden und um runter zu kommen. Ich glaube, dass das unheimlich heilsam sein kann, wenn man es schafft, das rüber zu retten.
Wie viel Prozent Ihres Erfolgs sind Handwerk, wie viel sind dem Talent zu verdanken?
Süggeler: Die Frage ist, ob man das als Handwerk bezeichnen kann, weil da noch so viele andere Komponenten mit reinspielen. Natürlich braucht man zuerst einmal Talent. Ich glaube, wenn man die ersten Versuche startet, wenn man eine Band hat und einen Song schreibt, dann hat das schon hauptsächlich mit Talent zu tun. Dann ist natürlich das zweite, dass man sich ein Handwerk erarbeitet. Das haben wir natürlich auch, wir sind alle studierte Musiker. Aber dann geht es weiter.
Und womit geht es weiter?
Süggeler: Ich glaube, für Frida Gold waren das ganz entscheidende Faktoren: Durchhaltevermögen und der Wille. Ich glaube, was wir noch immer unheimlich leben und woran wir uns erinnern, jeden Tag, ist dass wir den Willen dazu haben, dass wir dafür brennen und dass wir alles dafür geben. Und dass wir dafür eben auch auf vieles andere verzichten. Also das hat letztendlich mit dem Fokus zu tun. Aber das ist entscheidend.