Dortmund. Die Pianistin Hélène Grimaud beherrscht ihre Stücke souverän. Pech, wenn ein Dirigent dazukommt, der mit großer Geste alle pianistische Feinheit an die Wand drückt - jetzt geschehen, beim Klavierfestival Ruhr in Dortmunds Konzerthaus.
Wie hatte Johannes Brahms gerungen mit dieser Musik. Umwege war er gegangen – über eine Sonate für zwei Klaviere und ein symphonisches Fragment hin zu seinem d-moll-Klavierkonzert.
Dessen erster Satz geriet zum Ausdruck des Bezwingens von Materie und ist zugleich ein Ausloten dunkler Abgründe, die die nachtschwarze Seite der Romantik spiegeln, um dann in friedvollere, schwärmerische Stimmung zu wechseln (Adagio), worauf alles in eine virtuose Dramatik mündet (Rondo).
Brahms mit vielen Facetten
Brahms, musikalischer Stürmer, Dränger, Träumer: Die französische Pianistin Hélène Grimaud hat nun das d-moll-Konzert beim Klavier-Festival Ruhr interpretiert, viele Facetten herausgebildet, mitunter aber um Ausdruck gerungen. Nicht wegen technischer Probleme – sie beherrscht die Materie souverän, sondern weil das Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan breit und dick und laut aufträgt. So, dass alles Dunkle undurchdringlich, das Klavier erstickt wird.
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Grimaud hat im Konzerthaus Dortmund alle Mühe, die dramatische Fallhöhe der Musik zu artikulieren. Und wir sind dankbar, wenn sie endlich auf Attacke schaltet oder auf glutvolle Intensität. Kompromisslos, ohne große Rücksicht auf einen dynamisch exzessiven, orchestralen Formalismus, mit einem Legato von teils religiöser Inbrunst, mit Sinn für Klangschönheit. Schon schade hingegen, dass die Luzerner teils roh, teils mit wenig Esprit musizieren. Die eintönigen Bewegungen des Dirigenten, zumeist ausschweifende Gesten, tragen gewiss dazu bei.
Klangfarben hatten wenig Gewicht
In Brahms’ 4. Sinfonie jedenfalls regiert in dieser Sicht das Knallige, Großspurige. Nebenstimmen, Binnenspannung oder Klangfarben haben wenig Gewicht. James Gaffigan wühlt und schaufelt – für eine Interpretation nach dem Motto „Hau raus, Kapelle“.