Bochum. . Es begann als kleines feines Fest im Zeichen der schwarz-weißen Tasten. Heute ist das Klavierfestival Ruhr das größte Pianistentreffen der Welt. Am Samstag startete es mit prominenten Gästen in die Jubiläumssaison.

Was wäre eine Festival-Eröffnung ohne Erhabenheit? Hier herrscht Opulenz, ertönt Feierliches in breiter Lyrik. Und wir hören, in Bochums Jahrhunderthalle, Altbekanntes, Schlachtrösser des romantischen Repertoires. Schließlich wird das 25 Jahre junge Klavier-Festival Ruhr gefeiert. Mit Tschaikowskys 1. Klavierkonzert und Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, in der feinen, raffinierten Instrumentierung Maurice Ravels.

Populäres also zum Auftakt des diesjährigen Festivals, dem die Schirmherrin Traudl Herrhausen Glanz bescheinigt: „Es ist aus der Region nicht mehr wegzudenken.“ Bundestagspräsident Norbert Lammert lässt Zahlen sprechen: weit über 1900 Konzerte habe man in den 25 Jahren gezählt, mehr als 900 000 Besucher. „Das Klavier-Festival Ruhr gehört heute zur Weltspitze“, sagt Lammert. Dass es einst aus dem kleinen, feinen Bochumer Klaviersommer des Unternehmers Jan Thürmer erwuchs, sei ergänzend vermerkt.

Jugendliches Festival – ganz wie sein gratulierender Solist

So jugendlich das Festival, so jung sind auch Solist und Dirigent des Abends. Der Russe Igor Levit am Klavier und der Pole Krzysztof Urbanski als Leiter des gut aufgelegten WDR Sinfonieorchesters Köln nehmen sich entsprechend ihre interpretatorischen Freiheiten. Das Tschaikowsky-Konzert nicht als knalliges Virtuosenstück, sondern als breiter lyrischer Fluß, durchsetzt mit wuseligen Figurationen. Mussorgskys „Bilder“-Defilee wiederum kommt vor allem als hehres Abschreiten farbintensiver Gemälde daher.

Auch interessant

Dirigent Urbanski lässt sich dabei durch nichts aus der Ruhe bringen, zeichnet, ja modelliert in gediegener Kapellmeistermanier eben die Schönheit der Kunst. Freilich teils auf Kosten des Derben, gar Unheimlichen, das Mussorgskys Musik ja auch prägt.

Zauberhafte Zugabe

So sehr das Finale, „Das große Tor von Kiew“ an seiner episch angelegten Schönheit erstickt, ob breiter Tempi und mangelnder Plastizität, zerbröselt Tschaikowskys dramatische Fallhöhe mitunter bis zum Sentiment. Pianist Igor Levit meidet Zuspitzungen, zügelt Tempi über Gebühr. Andererseits: Die delikate Figurenschmeichelei des zweiten Satzes ist entzückend. Und die Zugabe, eine Debussy-Hommage an die barocke Eleganz Rameaus, verweist auf Levit, den Klangmagier. Ein zauberhaftes Geburtstagsgeschenk.