Bochum. . Was elf Jahre währte, nimmt jetzt eine gute Wendung: Ab dem nächsten Jahr beginnt in der Bochumer „Zeche“, einem der ersten soziokulturellen Zentren der Republik, der Studiengang „Populäre Musik“. Die Folkwang Universität der Künste will hier 16 Künstler pro Jahr ausbilden.
An der Bushaltestelle vor der Bochumer „Zeche“, die immer noch zu den Erstliga-Clubs der Rock-Republik gehört, grinst immerhin schon Dieter Bohlen vom Plakat. Die „Zeche“, untergebracht in der Schlosserei des schon 1960 dichtgemachten Pütts Prinz Regent, prägt seit über 30 Jahren einen eher gitarrenlastigen Begriff von Industriekultur, die Bergleute wurden abgelöst von „Kumpels in Kutten“. Und jetzt sollen hier die Pop-Titanen von morgen geschmiedet werden.
Die schillernden Träume von einer Pop-Akademie werfen schon seit 2002 in Nordrhein-Westfalen immer mal wieder Blasen. Nun ist daraus nach langem, zähem Nachdenken (unter anderem mit Udo Lindenberg und Peter Maffay) und Verhandeln ein „Institut für Populäre Musik“ geworden, wo ab dem kommenden Jahr die ersten begabten Musiker einen Master-Studiengang aufnehmen sollen, der vier Semester dauert.
Der Abschluss wird also nicht etwa Dr. Pop lauten, sondern „M. Mus.“, was ausgeschrieben „Master in Musik“ oder auf internationalem Pflaster gar „Master of Music“ ergibt.
Acht Kandidaten pro Semester
Das Pop-Institut wird ein Ableger der Folkwang Universität der Künste sein. Dass es 2014 an den Start geht, verkündeten am Montag Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (die um die Stichworte „Opel“ und „Strukturwandel“ nicht herumkam), Folkwang-Rektor Kurt Mehnert, NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und Dieter Gorny als Chef des Dortmunder Kreativwirtschaftszentrums „Ecce“ gemeinsam mit sieben weiteren Projekt-Beteiligten. Damit saßen auf dem Podium in der „Zeche“ schonmal mehr Menschen, als im kommenden Jahr beim Pop-Studium erstmals an den Start gehen werden. Denn pro Halbjahr werden jeweils acht neue Master-Kandidaten zugelassen, so dass bei vier Semestern Studiendauer insgesamt 32 Studienplätze zusammenkommen.
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Zum Vergleich: Die 2003 als baden-württembergische Hochschule gegründete Popakademie in Mannheim bietet rund 250 Studienplätze. Allerdings machen von den Absolventen dort die wenigsten als Newcomer in den Hitlisten von sich reden, die meisten landen in der Musikindustrie.
Aber auch in Bochum-Weitmar wird es „keine Popstar-Garantie“ geben, wie Folkwang-Rektor Mehnert betonte. Und Branchen-Kenner Gorny ergänzte, dass bei den heutigen Verkaufszahlen selbst zwei, drei Platzierungen in den Pop-Charts ja noch längst nicht genügen, um ausgesorgt zu haben oder sich zu etablieren.
Man braucht kein Abitur, aber Talent
Man wolle hier „künstlerische Persönlichkeiten ausbilden, die sich den Herausforderungen des nicht subventionierten Marktes stellen können“, dröhnte es gestern, und das geht dann eben von der Filmmusik über Radio-Jingles bis hin zu Musikvideos; unterstützend zur Seite stehen wird hier das seit kurzem in Bochum angesiedelte SAE-Institut, wo von Tonstudiotechnik über Web-Design bis zur Game-Programmierung die technische Seite der Popkultur unterrichtet wird.
Und wer darf am Bochumer Pop-Institut studieren? Muss man dazu einen Bachelor-Abschluss mitbringen, wie bei anderen Master-Studiengängen? Muss man nicht: „Es wird eine Aufnahmeprüfung geben, wie bei allen künstlerischen Hochschulen“, versicherte Folkwang-Chef Kurt Mehnert. Im Ernstfall müssten Bewerber nicht einmal unbedingt das Abitur mitbringen, sondern genügend Erfahrung und Vorspielbares an Popmusik. Einmal bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewonnen zu haben, reiche dazu allerdings nicht, war zu hören. So wirbt der grinsende Dieter Bohlen draußen weiter für RTL. Und nicht für das neue Pop-Institut.