Berlin. . Drei Filme, die das Kino zum Ort der Anklage machen: „An Episode in the Life of an Iron Picker“, „Prince Avalanche“ und „Workers“ aus Bosnien, den USA und Mexiko handeln vom kleinen Mann und großen Problemen - häufig tragisch, manchmal komisch.

Es ist eine verdammt harte Arbeit, ein Auto zu zerlegen. Mit Äxten draufzuschlagen, bis man das Metall vom Rest trennen kann. Der Lohn dafür ist dürftig. „An Episode in the Life of an Iron Picker“ heißt der Film aus Bosnien, in dem man auf der Berlinale den Roma Nazif Mujic bei seiner Berserker-Arbeit beobachten kann. Wobei das eigentliche Drama sich in der Küche abspielt: Ehefrau Senada trägt eine Totgeburt in sich, aber kein Arzt will die Todgeweihte operieren, da ihr das nötige Geld fehlt. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, diesen wichtigen kleinen Film auf dem Festival zu zeigen, in den Wettbewerb jedoch passt es eher weniger.

Oscar-Preisträger Danis Tanovic („No Man’s Land“) hatte von dieser bewegenden Geschichte gehört, trieb 17.000 Euro an Fördermitteln auf und ließ mit einer Mini-Crew die Betroffenen ihr Schicksal noch einmal vor der Kamera nachspielen. Das Ergebnis ist ein Stück anklagendes Cinema verité über den Umgang mit Roma auf dem Balkan, aber auch ein Hohelied auf die Solidarität unter Nachbarn.

Mit welcher Art von Arbeit sich Menschen ihr Geld verdienen, davon handelt diesmal sogar ein amerikanischer Film in der Konkurrenz. In der Regel agieren in US-Filmen ja meist Charaktere, die Geld irgendwie abonniert haben müssen, weil man sie nie arbeiten sieht. In der Komödie „Prince Avalanche“ von David Gordon Green jedoch sieht man zwei unterschiedliche Typen, die sich nach einer gewaltigen Feuersbrunst in Texas daran machen, die Fahrbahnmarkierungen in abgeschiedenen Regionen des Staates zu erneuern.

Paul Rudd und Emile Hirsch spielen dieses seltsame Paar in der ländlichen Einöde, das ganz auf sich gestellt ist. Man geht sich schon mal an die Gurgel, lässt seinem Liebeskummer freien Lauf, zeigt auch schon mal Zukunftsängste und sucht im Alkohol Vergessen. Aber selten haben Tragik und Komik derart eng beieinander gehockt, wie im engen Zelt dieser beiden Straßenarbeiter.

Studien der Ausbeutung

Filme über arbeitende Menschen sind also nicht zwangsläufig grau. Besonders farbig geht es in dem Panorama-Beitrag „Workers“ aus Mexiko zu. Regisseur José Luis Valle zeigt da zwei perfide Arten von Ausbeutung. Dem Arbeiter in einer Glühbirnenfabrik wird nach 30 Jahren die Rente vorenthalten, weil er aus El Salvador stammt, er darf jedoch weiter malochen.

Und eine Hausangestellte und Pflegerin wird nach dem Tod der Dame des Hauses mit keiner Zeile im Testament erwähnt. Dafür hat sie jetzt plötzlich einen Hund als Arbeitgeber. Zwei bizarre Fälle, stimmungsvoll, geduldig und schließlich auch anklagend präsentiert. Ein Film, der Zweifel sät, weil das Wort Gerechtigkeit hier außer Kraft gesetzt ist.