Berlin. . Bisher findet man die Juwelen bei dem Berliner Filmspektakel eher am Rande. Der Wettbewerb um den „Goldenen Bären“ zeigt bisher wenig Ersprießliches – und manchmal auch Verwunderliches, etwa eine amerikanische Räuberpistole mit Til Schweiger.

Über eine Frau wie Isabella Rossellini sprechen zu wollen, das sei in etwa so, als wolle man das Universum erklären, meinte der Journalist und Fernsehproduzent Gero von Boehm. Er hielt am Samstagabend im Rahmen der Berlinale die Laudatio auf diese in jeder Hinsicht ungewöhnliche Frau, die in diesem Jahr mit einer Berlinale-Kamera ausgezeichnet wurde. Die Tochter von Ingrid Bergman und Roberto Rossellini lediglich als Schauspielerin zu bezeichnen verfängt in der Tat kaum noch, längst hat die immer noch schöne Sechzigjährige ihr Aufgabenfeld weiter gesteckt.

In der Reihe „Forum Expanded“ stellte sie auf der Berlinale diesmal ihr Projekt „Mammas“ vor, eine Fortsetzung ihrer filmischen Beschäftigung mit Tieren, die sie 2008 mit der Kurzfilmserie „Green Porn“ begonnen hat. Damals schlüpfte die Künstlerin in Tierkostüme, um auf sehr unterhaltsame Weise das Paarungsverhalten diverser Spezies vorzuführen.

Berlinale 2013 - "Mammas" ist eine Perle am Rande

Diesmal geht es ihr um die Mutterschaft im Tierreich, sie beschäftigt sich mit den Weibchen als Manager der Fortpflanzung. So erleben wir Isabella Rossellini mal als Spinne, die nach dem Schlüpfen von ihrem eigenen Nachwuchs aufgefressen wird, oder als Hamsterweibchen, das nach einer Zehner-Geburt sehr pragmatisch zwei der Jungen auffrisst, um die anderen durchbringen zu können. Hört sich gruselig an, wird aber hinreißend komisch serviert. „Es gibt hervorragende Tierfilme“, meinte die Künstlerin jüngst in einem Interview, „aber kaum etwas mit Humor.“

So etwas wie „Mammas“ gehört zu den Perlen am Rande, die es bei der Berlinale zu entdecken gilt. Im eigentlichen Zentrum, wo 19 Filme im Wettbewerb um den Erhalt des „Goldenen Bären“ kämpfen, geht es bisher eher trist zu.

Nehmen wir nur den mit Spannung erwarteten deutschen Beitrag „Gold“ von Thomas Arslan, immerhin der erste deutsche Beinahe-Western, seit Winnetou und Old Shatterhand sich aus dem Filmgeschäft verabschiedet haben. Von sieben Deutschen erzählt dieser Film, die sich 1898 auf den 1500 Kilometer langen Marsch zum Klondike machen, wo der Goldrausch noch immer anhält. Quer durch den wilden Nordwesten Kanadas zieht sich die Route, aber nicht einmal der Führer weiß so recht den Weg. Kein Wunder, wenn sich da die Zahl der Reisenden nach gewohntem Prinzip mit der Zeit immer mehr verschlankt.

Ärmliches Drehbuch von „Gold“

Arslan, bisher eher durch kleine Filme („Dealer“, „Im Schatten“) bekannt geworden, will diesmal große Kinobilder, besitzt dafür aber ein viel zu ärmliches Drehbuch. Wenn der mitreisende Journalist Müller (Uwe Bohm) beispielsweise in eine Bärenfalle gerät und der Satz „Was für ein verfluchtes Pech, in einem so riesigen Land in eine Bärenfalle zu treten“ fällt, dann rast der Saal ob der unfreiwilligen Komik. Da kann dann auch Nina Hoss nichts mehr retten, deren Emanzipation auf dieser Reise starke Fortschritte macht und die echtes Durchhaltevermögen zeigt. Der Zuschauer beneidet sie darum.

Til Schweiger in Räuberpistole

Und sonst? Der Österreicher Ulrich Seidl, der in seinen Filmen mit Vorliebe das Hässliche im und am Menschen vorführt, ist im dritten und schwächsten Teil seiner „Paradies“-Trilogie mit dem Titel „Hoffnung“ in einem Abmagerungscamp für übergewichtige Teenager angekommen. Immerhin hat man hier einmal den Eindruck, dass er Sympathien hegt für seine Protagonistin, eine dicke Dreizehnjährige, die für den Diätarzt schwärmt.

Ein Rätsel bleibt es schon, wie eine US-Räuberpistole wie „The Necessary Death Of Charlie Countryman“ in den Wettbewerb gelangt ist. Bukarest wird hier zur Hölle für einen sprintstarken Amerikaner (Shia LaBeouf), der sich in die Braut eines Brutalo-Gangsters (Mads Mikkelsen) verliebt. Til Schweiger als sadistischer Unterwelt-Konkurrent Darko sorgt zumindest beim deutschen Publikum noch für ein wenig Heiterkeit.