Berlin. Die 63. Berlinale ist mit Verbeugung vor Meister-Regisseur Wong Kar Wai eröffnet worden. Drei Jahre hat die Drehzeit für das zweistündige Spektakel gebraucht, zehn Jahre sogar alle Vorbereitungen. Nach eigenen Angaben hat sich Wong Kar Wai einen lang gehegten Lebenstraum damit erfüllt.

Herbert K. aus Menden ist der erste Anrufer an unserem Berlinale-Telefon. Er hat gehört, dass der Eröffnungsfilm der Berlinale, „Der Großmeister“ (The Grandmaster), aus China kommt und ein sogenannter „Martial-Art-Film“ sei. Was er sich darunter vorzustellen habe und warum ein deutsches Filmfest nicht einfach deutsche Ausdrücke verwendet, möchte unser Leser gerne wissen.

Mit Martial-Art bezeichnet man einen fernöstlichen Actionfilm, bei dem die Darsteller auf artistische Weise asiatische Kampfsportarten bieten, die wiederum in Zeitlupe oder Zeitraffer möglichst kunstvoll mit der Kamera eingefangen werden. Da die Berlinale eine internationale Veranstaltung mit vielen tausend Gästen aus aller Welt ist, tauchen hier immer wieder zahlreiche Begriffe in englischer Sprache auf.

Auch die Untertitel der gezeigten Filme sind übrigens zumeist auf Englisch verfasst. Und auch das habe ich Herbert K. aus meiner ganz subjektiven Sicht am Telefon gesagt: „Mit diesen Martial-Art-Filmen ist es ein wenig wie mit den berühmten ,Bollywood’-Streifen aus Indien: Wenn man einen davon gesehen hat, kennt man im Grunde genommen die Machart all solcher Geschichten. Ich finde es irgendwie ziemlich langweilig, vorhersehbar und im Inhalt nicht sonderlich anspruchsvoll.“

Freundschaft, Verrat und reichlich Kampfbilder

„Der Großmeister“ bildete jedenfalls den Auftakt dieser 63. Berlinale – traditionell für den Start als ein Beitrag außer Konkurrenz. Gedreht hat den Film der chinesische Regisseur Wong Kar Wai, der in diesem Jahr auch der Präsident der Festival-Jury ist. Mit seiner neuesten Arbeit die Berlinale zu eröffnen, ist also so etwas wie eine tiefe Verbeugung von Filmfest-Chef Dieter Kosslick vor dem 56-jährigen Starregisseur, der in Fachkreisen als einer der bedeutendsten Filmemacher der Gegenwart zählt.

Wong Kar Wai ist für seine hoch emotionalen, stimmungsvollen Filmszenen bekannt, die er als imposante Gemälde zu komponieren weiß. Sein jüngstes Werk „Der Großmeister“, das wohl noch in diesem Frühjahr in die deutschen Kinos kommen soll, spielt im China der 30er Jahre und erzählt eine Geschichte von Hass und Liebe, Freundschaft und Verrat. Dies alles wird düster-poetisch in Szene gesetzt und mit reichlichen Kampfbildern ausgeschmückt.

Regisseur erfüllt sich einen Lebenstraum

Drei Jahre hat die Drehzeit für das zweistündige Spektakel gedauert, zehn Jahre sogar alle Vorbereitungen. Nach eigenen Angaben hat sich Wong Kar Wai einen lang gehegten Lebenstraum damit erfüllt. Das Ergebnis ist kameratechnisch auch wirklich ein Meisterwerk, und wohl noch nie wurde die Kunst des Kung-Fu so episch im strömenden Regen und vor dramatischem Gegenlicht gefilmt.

Die Prominenten der Gala-Premiere waren denn auch mehrheitlich brav beeindruckt und mochten auch am Martial-Art-Thema selbst nicht groß rummäkeln. Aus der internationalen Riege waren Jane Fonda und Jury-Mitglied Tim Robbins erschienen, die deutschen Promis reichten von Iris Berben und Senta Berger bis Anna Thalbach und und Lena Stolze sowie von Mario Adorf und Ulrich Noethen bis Wim Wenders und Jürgen Vogel. Auch die Berliner Politik ließ es sich nicht nehmen, hochrangige Präsenz zu zeigen: Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU), Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und natürlich Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) vertraten unter anderem die Regierungszunft.