Berlin.
Zugegeben, unter rein cineastischen Aspekten ist Südwestfalen ein weitgehend weißer Fleck auf der Kulturkarte. Weder ein Til Schweiger noch ein Bully Herbig haben sich beruflich je hierher verirrt, und auch ein Hape Kerkeling hat seine Heimatkomödien bislang lieber im Rheinland als im Sauerland gedreht. Von internationalen Filmgrößen einmal ganz zu schweigen.
Dennoch sind die Menschen zwischen Hagen und Hallenberg, Menden und Meschede natürlich durchaus interessiert, wenn es um Kino und Filme geht. Das haben wir nicht zuletzt im vergangenen Jahr erlebt, als unsere Leserinnen und Leser erstmals die Gelegenheit hatten, über unser Berlinale-Telefon direkt Kontakt mit dem bunten Treiben beim Filmfestival an der Spree aufzunehmen. Die rundum positive Resonanz hat uns bestärkt, das Angebot auch in diesem Jahr wieder zu machen. Rufen Sie also an, Sie sind mit Ihren Fragen und Anregungen von morgens acht Uhr bis abends 20 Uhr wirklich herzlich willkommen!
Dass ein kleiner Strahl der Berlinale (7. bis 17. Februar) aber doch auch in den nächsten Tagen auf Südwestfalen fallen wird, haben wir dem Regisseur Arne Birkenstock zu verdanken. Der renommierte Autor und Filmemacher wurde 1967 in Siegen geboren und arbeitet heute hauptsächlich in Köln. Bei den Berliner Filmfestspielen wird Birkenstock seinen Dokumentarfilm „Sound of Heimat - Deutschland singt“ auf der internationalen Bühne präsentieren. Die Produktion, die im vergangenen Herbst in Deutschland Premiere hatte wurde in der ARD-Kultursendung „TTT - Titel, Thesen, Temperamente“ mit den Worten gewürdigt: „Volksmusik ohne Deutschtümelei und fernab von Musikantenstadl und Co.“ Sound of Heimat ist ein gelungener Dokumentarfilm. Unterhaltsam, überraschend und melancholisch - ein Film über die deutsche Seele.
Mit seinem Festivalbeitrag trifft Arne Birkenstock damit auch punktgenau die gesellschaftspolitische Seele der Berlinale selbst. Deren erfolgreicher Direktor Dieter Kosslick hat unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung an der Spree noch einmal betont: „Alle Konflikte und Krisen, die wir in der Welt haben, hängen damit zusammen, dass die Völker sich nicht in ihrer unterschiedlichen Lebensweise akzeptieren. Daher ist die Darstellung verschiedener Blickwinkel auch bei einem Filmfestival wie der Berlinale immer wichtiger.“ Und genau solch einen differenzierten und zugleich aufklärenden Blickwinkel -in diesem Fall auf das deutsche Volksmusikwesen - liefert der gebürtige Siegener Arno Birkenstock mit seiner Dokumentation. Wir werden ihn natürlich vor Ort treffen und nach seinen ganz persönlichen Festival-Eindrücken unmittelbar befragen.
Birkenstocks Beitrag ist übrigens einer von mehr als 400 Streifen, die die Berlinale dieses Mal im Programm hat. 25 davon stammen aus Nordrhein-Westfalen, beziehungsweise wurden mit Mitteln der Film- und Medienstiftung NRW realisiert.
Im besonderen Interesse der internationalen Aufmerksamkeit - die Berliner Filmfestspiele sind mit Abstand das weltgrößte Publikumsfestival - stehen aber doch die Besuche der Weltstars, die der bundesdeutschen Haupstadt mit ihrer Anwesenheit den entsprechenden Glamourfaktor verleihen. So werden in diesem Jahr unter anderem Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Nicolas Cage, Matt Damon und Anne Hathaway auf dem Roten Teppich zu sehen sein.
Und auch der oben bereits erwähnte Til Schweiger wird nach Berlin kommen. Nicht als Regisseur, wohl aber als Schauspieler in der Action-Romanze „The Necessary Death of Charlie Countryman“ gibt er sein Berlinale-Debüt.