Essen. Tommy Jaud und David Safier liefern sich ein Bestseller-Duell. Jaud tritt an mit Sitcom-Gags („Überman“), Safier kontert ihm mit Kuh-Humor („Muh!“). Originalität hingegen liefern beide nicht. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit teilen beide Titel.

Die humorerzeugende Buchindustrie ist ein gnadenloses Pflaster. Und mit hübscher Regelmäßigkeit liefern sich hier zwei Verkaufsgiganten ein Duell auf den vorderen Rängen der Bestsellerlisten: Tommy Jaud gegen David Safier.

Es wäre schon ein schlechter Witz, wenn dieses Aufeinandertreffen ein Zufall wäre, nämlich dass im vergangenen Jahr Jauds schräge Urlaubslachnummer „Hummeldumm“ und Safiers „Happy Families“ zeitgleich erschienen sind – und sich jetzt mit „Überman“ und „Muh!“ der Streit um die populärste Lachnummer der Vorweihnachtszeit wiederholt. Wobei sich abermals abzeichnet, dass Tommy Jaud das Rennen macht. Er stieg auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste ein, während sich Safier, der eine Woche früher erschien, von Platz zehn auf die Sieben vorkämpft hat.

Niveaulose Gags treffen auf plumpe Erzählstruktur

Bei beiden Autoren stehen Erfolg und Niveau in einem krassen Missverhältnis zueinander: Beide liefern so leicht verdauliche Kost, dass im Vergleich dazu ein „Big Mac“ wie ein vollwertiges Sternemenü erscheint. Und noch etwas: Beide vertrauen zigfach durchgekauten Strickmustern, so dass schon von der Erzählweise her nicht der Hauch einer Überraschung zu erwarten ist.

Aber das will ja auch keiner, denn was die Leser an beiden reizt ist die Gag-pro-Seite-Frequenz, die garantiert, dass man niemals umblättert, ohne auf eine Pointe gestoßen zu sein. Gegen diese Motivation wäre nichts einzuwenden, wenn sie nicht in den allermeisten Fällen auf altbekannten Gagschablonen beruhte. Ganz selten gelingt dem einen oder dem anderen mal ein echt origineller oder zumindest schräger Treffer.

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Im Falle von Jauds „Überman“ handelt es sich auch noch um den dritten Teil der „Vollidiot“-Reihe über den mies daueraufgeregten Menschenfeind Simon Peters. Er versucht nicht etwa, zum Superhelden zu werden, sondern lediglich, mit der „Überman“-Methode seine Schlaf-Zeit zu reduzieren. Weil er nur noch sieben Tage Zeit hat, um die drohende Privatinsolvenz abzuwenden, in die ihn sein griechischer Finanzberater mit Finanzzertifikaten von Magerschweinen getrieben hat. Was nach den ersten paar Seiten passiert, ist unerheblich, außer dass unser „Überman“ von einer Peinlichkeit in die nächste tappt.

Ostfriesenkuh Lolle wird betrogen

David Safier hingegen, der sich auf Körpertausch-Klamauk spezialisiert hat, lässt den Leser diesmal durch die treuen Augen der Ostfriesenkuh Lolle schauen, die von ihrem Stier Champion betrogen wurde, vom Bauern bald geschlachtet werden soll und deshalb mit zwei Freundinnen, einer Nebenbuhlerin und einem Kater mit italienischem Akzent Richtung Indien flüchtet – wo eine Kuh ja wenigstens noch ordnungsgemäß verehrt wird.

Ein Witz von einem Roman, der eine wie der andere, so sehr Jaud auf lose Sitcom-Gags und Safier auf eine semi-absurde Abenteuergeschichte setzt, so sehr haben beide doch eines gemeinsam: Der humorerprobte Leser braucht keine 30 Seiten, bis er sich langweilt. Wer hingegen noch nie eine TV-Komödie oder Sketch-Comedy im Fernsehen gesehen hat (oder alles gleich wieder vergisst), wird sich krümmen – hoffentlich vor Lachen.

Tommy Jaud: Überman. Scherz Verlag, 368 Seiten, 16,99 Euro; David Safier: Muh! Kindler, 336 Seiten, 16,95 Euro.