Essen. . Zwei unterschiedliche Sängerinnen - zwei Spaßprojekte. Macy Gray und Anastacia nehmen sich erfolgreiche Hits männlich Kollegen vor - und singen sie nach. Die beiden bescheren den Hörern bei ihren Männermusik-CDs sehr unterschiedliche Ergebnisse. Ein Vergleich.
Zwei Sängerinnen, zwei musikalische Späße, zwei ähnliche Herangehensweisen: Macy Gray und Anastacia haben sich von Männern gesungene Musik zur Brust genommen – herausgekommen sind Alben mit höchst unterschiedlichem Unterhaltungswert.
Bei Macy Gray ist es eine Art Liebeserklärung an Stevie Wonder geworden. Vor 40 Jahren kam dessen Album „Talking Book“ (429 Rec/Membran/Sony) heraus. Gray hat es mit ihrer Band neu eingespielt, und die großartigen Songs, die Mister Wonder ja unter anderem den ersten Grammy einbrachten, behutsam und liebevoll in den ihr eigenen Retro-Soulsound eingepasst, irgendwo verortet zwischen Indie und Disco. Bei „You Are The Sunshine Of My Life“ gibt’s zwar keinen Bläsersatz, dafür aber geht die Sonne auf, wenn der Backgroundchor einsetzt. Das gilt beispielsweise auch für „Big Brother“, wo Grays rauchzarte Stimme bestens zur Geltung kommt. Aus „Superstition“ wird bei Macy Gray eine schwebend-verhuschte Straßenkater-Nummer im Sechsvierteltakt. Hochinteressant gemacht.
In Grund und Boden geknödelt
Anasticias „It’s A Man’s World“ (BMG/Rough Trade) gerät hingegen zur Bauchlandung. Sie hat sich für klassische Männer-Rocknummern entschieden – von „Wonderwall“ bis „Sweet Child O’Mine“. Doch der Reiz verfliegt rasch, weil die Arrangements teilweise 1:1 beibehalten werden. Somit eröffnet sich einem keinerlei neue Perspektive. Spätestens, wenn Anastacia „Back In Black“ in Grund und Boden geknödelt hat, weiß man: Dies ist eine der überflüssigsten CDs des Jahres. Nicht, dass die Musiker schlecht wären. Würde einem so etwas bei der Eröffnung eines Möbelhauses geboten, man würde vermutlich denken: sehr ordentliche Cover-Band. Aber kann das der Anspruch einer Künstlerin wie Anastacia sein?