Oberhausen. .

Es gibt gute Gründe, in der Vergangenheit stehen zu bleiben. Ganz ohne schlechtes Gewissen. Und ganz sicher auch ohne Antriebslosigkeit. Denn Stillstand ist für die mehreren tausend Fans in der König-Pilsener-Arena beim „WDR 4 Oldiemara­thon“ ein Fremdwort. Elf Stunden lang reisen die Anhänger in die 50er, 60er und 70er Jahre zurück – da wird die Musik mit Herz und Seele zu einem Ausdauersport.

Schon eine Stunde bevor die erste Gitarre ihre Saiten in Bewegung setzt, stehen die Gäste vor den Türen der Halle an. Auch bei Oldies gilt: Der frühe Fan schnappt sich die besten Plätze. Der Innenraum ist nicht bestuhlt. Wer ganz nah vor dem Fotograben dabei sein möchte, der muss sich beeilen. Die besten Positionen sind schnell belegt.

Jahrmarktstimmung mit Hot-Dogs und Würstchen im Innenraum

Doch insgesamt ist es in der leicht verkleinerten Arena entspannt. Kein stressiges Gedränge in der Mitte, auch auf den Rängen ist genügend Platz vorhanden. Im Innenraum gönnen sich die Gäste Hot-Dogs und Würstchen – ohne dem Stehnachbarn dabei eine Ketchup-Fontäne auf die Ausgehklamotten zu kleckern. Jahrmarktstimmung! Mit einem nicht zu unterschätzenden Eigenanteil: Eigentlich wie gemacht für den zeitgleich an anderer Stelle stattfindenden „Day of Song“.

Denn die meisten Fans zeigen sich äußerst textsicher. So wie bei der Berliner Rock- und Beatband „The Lords“, die schon früh die Bühne fest im Griff haben.

„Da werden Erinnerungen wach!“ Die Zuschauer haben alte Fan-T-Shirts aus dem Schrank gekramt und applaudieren nun im Akkord. „Viele Besucher verbinden mit den Liedern auch eigene Erlebnisse“, erklärt Veranstalter Rudi Hauptmann. Die erste Liebe, der erste Kuss oder wichtige Freundschaften. Die Musik habe auch über Jahrzehnte nichts an ihrer Faszination eingebüßt. Wobei der Marathon nicht nur eingefleischte Konzertgänger von damals in Arena lockt. „Viele Besucher sind heute zum ersten Mal bei einem Konzert. Andere bringen ihre Kinder mit.“ Tatsächlich sind im Innenraum und auf den Rängen nicht ausschließlich reifere Semester zu finden. Oldies sind scheinbar zeitlos.

„Yummy, Yummy, Yummy“ direkt aus der Hitparade

Kostprobe: Smokie haben – sicher auch dank populärer Cover-Versionen – mit „Living Next Door to Alice“ auch die CD-Regale jüngerer Partygänger geentert. „Mississippi“ von Pussycat bedarf auch keiner großen Erklärungen mehr. Ohio Express landeten mit „Yummy, Yummy, Yummy“ in den USA, England und Deutschland gleichermaßen in den oberen Bereichen der internationalen Hitparaden.

All diese alten Hits werden in Arena gespielt und bejubelt. Da stört es die Fans auch wenig, dass manche Band heuer nicht mehr mit der Originalbesetzung auf der Bühne steht – oder stehen kann.