Frankfurt. Was der Bücherherbst zu bieten hat, zeigt die Frankfurter Buchmesse ab diesem Dienstag. Tausend Autoren werden erwartet, darunter Ken Follett, Donna Leon, Arnold Schwarzenegger, Martin Walser und Herta Müller – und einige Hobbits kommen auch, denn das Gastland ist diesmal Neuseeland.

Da sind sie ja alle wieder. Ken Follett und Donna Leon, Jeff Kinney und Richard Ford, Martin Walser und Herta Müller: Über tausend Autoren werden auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast sein. Leibhaftig, nicht virtuell. Die Branche lässt sich, so krisengeschüttelt sie auch sein mag, ihr Erntedankfest der Literatur nicht nehmen: 7300 Aussteller aus 110 Ländern kommen zur größten Bücherschau der Welt. Besucher dürfen sich freuen auf einen reichen Autorenreigen, unter den sich auch Autobiografen wie der politische Kraftmeier Arnold Schwarzenegger oder die Rotlicht-Größe Rolf Eden mischen. Hier unsere Tipps für den Messebummel.

Die Autoren

Die meisten bekannten Gesichter sieht man beim Rolltreppenfahren: das Nadelöhr, durch das jeder Messebesucher muss und gefühlte hundert Mal auch geht. Autogrammjäger lauern an einer der zahlreichen Bühnen in den Hallen 3.0 und 3.1, am Blauen Sofa oder an der ARD-Fernsehbühne: Sie sind ein ebensolcher Ringelpiez wie die deutschen Fernsehtalkshows – auf Ken Follett folgt Stephan Thome, vor Arnold Schwarzenegger talkt Wolf Haas, Ingrid Noll wärmt den Sessel für Sascha Lobo vor, Richard Ford für Rolf Eden. Tagesprogramme liegen an der Kasse aus. Ein wahrhaft fesselnder Tipp: Am Freitag um 17 Uhr hält Shades-of-Grey-Autorin E. L. James am Stand von Goldmann Hof.

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Die Parties

Natürlich wird auf der Messe auch gearbeitet. Wobei „auf“ der Messe nicht ganz richtig ist. Eher müsste es heißen: vor und neben der Messe. An den Hotelbars gehen die wichtigen Verlagsdeals über die Bühne. Neue Kontakte werden auf den Empfängen und Parties geknüpft.

Gediegen geht es zu bei S. Fischer im imposanten Verlagsgebäude oder beim Kritikerempfang in Suhrkamps Frankfurter Verlegervilla. Rowohlt lädt ins Café der Kunsthalle Schirn, Piper zur Party in einer schummrigen City-Disco – im vergangenen Jahr konnte man dort Charlotte Roche beim Tanzen zuschauen und Richard David Precht beim An-der-Bar-sitzen. Diogenes feiert den 60. Geburtstag im Frankfurter Hof. Und Joachim Unseld lädt wieder in sein eigenes Heim, allerdings mit gut gehüteter Gästeliste und Türsteher.

Ball der Debütanten

Die Popliteratur machte in den 90ern den Weg frei für die literarische Ü-30-Party. Inzwischen gibt es von Jahr zu Jahr mehr mutige Debütanten. Wir stellen die drei aufregendsten Erstlinge des Herbstes vor.

Timur Vermes

Das Cover ist ein echter Hingucker: Schon klar, um wen es in „Er ist wieder da“ (Eichborn, 400 S., 19,33 €) geht. Timur Vermes lädt seine Leser ein in eine schräge Welt: „Er“ wacht auf einer Wiese auf, aber keine Eva, kein Hauptquartiert weit und breit... Ob man über Hitler lachen darf, ist nicht die Frage. Sondern eher, wie laut (ohne die Nachbarn zu stören).

Vea Kaiser

„Kruzifixn sacra, es depperten Mannsbülder, könnts a nia aufpassn!“ – aha, ein Heimatroman. Aber was für einer. Vea Kaiser, geboren 1988 in den österreichischen Alpen, tanzt in „Blasmusikpop“ (Kiepenheuer & Witsch, 496 S., 19,99 €) auf drei Hochzeiten, verwebt düsteres Dorfepos, Bildungsroman und Komödie. Herrgottsacra!

Ralph Dohrmann

Wie die Buddenbrooks, nur mit mehr Sex und literarischem Wagemut: In „Kronhardt“ (Ullstein, 928 S., 24,99 €) erzählt Ralph Dohrmann von Aufstieg und Fall einer Bremer Tuchfabrikanten-Familie, verwickelt und verknotet dabei seinen eigenen Stoff aufs Kunstvollste. Ein Buch, wie mitten aus den Verhedderungen des Lebens gegriffen.

Die besten Häppchen

Um 17 Uhr ist Happy Hour: Von ihrer spendabelsten Seite zeigen sich hier die Verlage (ein Tipp: einfach unauffällig unter das Gedränge um die Stände mischen). Wer hier kein Häppchen ergattern konnte, mag sich vielleicht in der „Gourmet Gallery“ durchbeißen. Am Wochenende kochen da Tim Mälzer oder Cornelia Poletto.

Sätze zum Mitreden

Und was sagt man so, wenn man beisammen steht? Werfen Sie locker ein, dass Sie sich „von der Rowling“ mehr erwartet hätten, vielleicht mit Verweis darauf, dass sie „Jugendliche einfach besser kann“. Hetzen Sie über Thomas Steinfeld, der Frank Schirrmacher literarisch hinrichtete und sich hinter schwedischem Pseudonym versteckte. Oder setzen Sie Gerüchte in die Welt: Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz hat auch einen Krimi geschrieben! Der Steidl-Verlag macht jetzt nur noch Ebooks!

Gastland Neuseeland

Irgendwie kennen Sie diesen zauseligen kleinen Autor, aber woher? Vielleicht ist es gar kein Autor – sondern ein Hobbit. Neuseeland ist in diesem Jahr Gastland der Messe. Ein Land, das zehn Mal mehr Schafe als Einwohner hat und traumhafte Hügel, die in der „Herr-der-Ringe“-Verfilmung verewigt wurden. Aus diesem Grund sind Tolkien-Fans am Samstag geladen, in Hobbit- und Elfen-Verkleidung zu kommen. Das Motto des Gastland-Auftritts lautet übrigens: „Bevor es bei euch hell wird“. Na dann – gute Nacht!

Zeiten und Preise

Fachbesucher aus der Verlags-, Buchhandels- und Bibliotheksbranche und Hunderte Schulklassen dürfen ab Mittwoch aufs Messegelände. Für alle ist das Bücherfest geöffnet am Samstag und am Sonntag. An allen Tagen von 9 Uhr bis 18.30 Uhr. Die Tageskarte kostet 16 €, das Wochenendticket 22 €. www.buchmesse.de