Berlin. . Dass der 2010 verstorbene Dennis Hopper nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur und Fotokünstler war, das weiß man inzwischen. Dass er aber bereits vor seinem Durchbruch mit „Easy Rider“ fotografiert hat, das zeigt jetzt die Ausstellung „The Lost Album“ in Berlin.
Die Tochter traute ihren Augen nicht. Verborgen zwischen Kartons mit Christbaumschmuck fand Marin Hopper nach Dennis Hoppers Tod im Mai 2010 fünf Kisten mit Fotos aus den Sechziger Jahren. Die Serie endet 1967 - das Jahr, in dem Hopper mit dem Drehbuch für „Easy Rider“ beginnt. Dennis Hopper als Fotograf: Der Berliner Gropius-Bau zeigt den Kinorebellen als Chronisten seiner Welt, zwischen Hippies, Pop-Künstlern und Filmstars.
Vier Jahrzehnte in der Kiste
„Wir konnten es erst nicht glauben.“ Marin Hopper ist nach Berlin gekommen, um die verloren geglaubten Bilder, das „Lost Album“, zum ersten Mal in Europa zu zeigen. Es sind über 400 Originalabzüge, die Hopper für seine erste Fotoausstellung in den USA ausgewählt hatte. Zweimal waren sie Anfang der 70er Jahre zu sehen, in Texas und Washington, dann verschwanden sie für vier Jahrzehnte in den Kisten. Im Gropius-Bau soll deshalb jetzt alles aussehen wie damals: Die Abzüge sind kaum größer als ein Taschenbuch, Hopper hatte sie auf Karton gezogen und ohne Rahmen oder Glas mit Holzleisten direkt an der Wand montiert. Genauso hängen sie jetzt in Berlin - mit allen Kratzern, Knicken und Dellen.
Der Schönste hat es auf das Ausstellungsplakat geschafft: Der 39-jährige Paul Newman mit nacktem Oberkörper und ernster Mine. Verdammt gut, oder mindestens sehr lässig sehen sie bei Hopper aber eigentlich alle aus. Ike und Tina Turner posieren mit Waschbrett und Klavier, Peter Fonda gestikuliert mit Sonnenbrille im Haar, Andy Warhol sieht mit 35 noch aus wie ein Oberschüler.
Die entscheidende Sekunde
Dazwischen Schnappschüsse vom Set, wo John Wayne und Dean Martin gerade von den Dreharbeiten für „Die vier Söhne der Katie Elder“ ausruhen. Keine Angeberei: Nach den ersten Filmrollen an der Seite von James Dean („Denn sie wissen nicht, was sie tun“, „Giganten“) ist Hoppers Welt der 60er Jahre tatsächlich bevölkert von Stars und solchen, die gerade dabei sind, welche zu werden.
Doch Hopper fotografiert auch Unbekannte: Hippies, Hells Angels und die Demonstranten der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Er drückt den Auslöser, als im Fernsehen die Nachricht von Kennedys Tod läuft und verliebt sich in grafische, poetische und symbolische Details von Alltagsszenen. Mal erwischt er die entscheidende Sekunde, die aus einem Schnappschuss ein Kunstwerk machen kann. Mal verpasst er sie und das Bild sieht aus wie ein beliebiges Pressefoto der Zeit.
Ein Besuch in Hoppers Welt
Im Gropius-Bau halten sie Hoppers Fotos für eine „kleine Sensation“, eine „Geschichte Amerikas in Bildern“. Für Kuratorin Petra Giloy-Hirtz sind die 60er-Jahre-Aufnahmen sogar nichts weniger als Hoppers „Vermächtnis“. Die Tochter ist da gelassener: Die Bilder „sind wie ein Besuch in seiner Welt“, sagt Marin Hopper. „Er redet mit dir.“
Dennis Hopper ist tot
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Zwischen 1961 und 1967 macht Hopper keinen Schritt ohne Fotoapparat. Dann ist Schluss. „Als ich begann, für Easy Rider das Drehbuch zu schreiben und Regie zu führen, legte ich die Nikon weg.“ Der Film verändert das Kino. Mit seinen Fotografien, so scheint es, hat Hopper dafür geprobt.
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