Salzburg. . Spröde musiziert, vorwiegend schwerblütig inszeniert. Manches an der neuen „Zauberflöte“-Inszenierung der Salzburger Festspiele überzeugt durch Tiefgang. Doch der große Durchbruch für die Festsspielleitung ist es nicht. Dortmunds Opernchef Herzog führte Regie, Nikolaus Harnoncourt dirigiert.

Die Porsches, Bauknechts, die Piechs und Langenscheidts. Aber auch die Westerwelles und Ramsauers. Wenn der Rote Teppich vor dem Salzburger Festspielhaus auch kürzer ist als der in Bayreuth, so posierte vor der „Zauberflöten“- Premiere in der Mozart-Stadt mindestens genauso viel Prominenz wie im oberfränkischen Weihetempel.

Ob sie knapp vier Stunden später ebenso erschöpft waren wie viele Besucher und die Nase voll hatten vom gedämpften, ausgedürrten und bronziertem Klang der alten Instrumente von Harnoncourts Concentus Musicus Wien? Möglich wär’s. Zwar gab es wohlwollenden Applaus für einzelne festspielwürdige „Zauberflöten“-Solisten ebenso für den 80-jährigen Altmeister Nikolaus Harnoncourt und Regisseur Jens-Daniel Herzog.

Sponsoren der Luxusbranche

Doch keine Spur von Aufbruchstimmung bei den immer noch teuersten, längsten und dichtesten Festspielen der Welt, die noch mehr Sponsoren der Luxusbranchen anlocken und die erstmals von einem Galaball am 1. September gekrönt werden sollen.

Der erhoffte Jubel blieb vorerst aus. Erhofft besonders vom neuen Festspielchef Alexander Pereira, der ein neues Mozart-Ensemble in Aussicht stellte und, von Zürich kommend, Jens-Daniel Herzog als Opernregisseur gleich im Gepäck mitbrachte.

Denn bevor Herzog Intendant in Dortmund wurde, war er dank Pereira vielbeschäftigt in Zürich.

Wenn sich unter den Applaus für Herzog auch einige Buhrufe mischten, so ist seine eine Million teure, technisch aufwendige Inszenierung vielleicht kein großer Wurf, dafür aber die tiefschürfender als die meisten Festspiel-„Zauberflöten“ seit nahezu 20 Jahren. Sie verirrt sich zwar manchmal in banalen Attitüden, hat aber auch beeindruckende Momente. Herzog und Ausstatter Mathis Neidhardt erzählen in der riesigen Felsenreitschule eine Parabel vom Erwachsenwerden, von wissbegierigen und vergnügungssüchtigen Youngstern. Alles im Licht-Reich des Sarastro. Er speist seinen Sonnenkreis durch ein Kabel, das aus seinem Hinterkopf in eine Warnblinkanlage führt. Soll witzig sein, irritiert aber nur.

Sarastros Reich: die Psychiatrie

Sarastros Tempel verlegt Herzog indes in die Psychiatrie, in ein rollendes Gefängnis verschlossener Türen. Dahinter lauern kleine Forscher-„Götter in Weiß“. Sie dienen ihrem Herrscher wie Musterschüler, mit gespitzter Feder und Block. Es geht um Hirnwäsche, die an Tamino und Pamina vollzogen werden soll.

Sie sind moderne Jugendliche, die zuerst zögern, sich dann aber doch der Prüfung unterziehen. Und am Ende, zusammen mit Papageno und Frau, vier Kinderwagen vor sich her schieben. Ein Knaller eher denn ein Knüller.

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Pralles Komödiantentum fehlt

Szenisch und besonders musikalisch fehlt diesem Abend pralles Komödiantentum. So wenig Heiterkeit bietet eine „Zauberflöte“ nur selten. Selbst die Mitsummer („Ein Mädchen oder Weibchen“) u werden unter dem extrem nüchternen, verlangsamten, nur selten aufpeitschenden Dirigat Harnoncourts und seinem „Concentus Musicus“ zu zähen Nummern. Da sehnt mancher sich nach der Brillanz der Wiener Philharmoniker.

Gefeiert wurden bei der Premiere lediglich der strömende, aber auch kraftvolle Tenor von Bernard Richter, der als Tamino alle Facetten eines jungen Liebhabers beleuchtet, und Julia Kleiter, die als demütige Pamina überzeugt, dann aber auch als entschlossene Kämpferin. Zum dünnen Orchestersound passt auch Georg Zeppenfelds schlank geführter Bassbariton, freilich ohne Balsam und ohne Schwärze.