Essen. . „That’s Why God Made the Radio“: Das neue Album der wiedervereinigten Surf Band ist da. Keine religiösen Erfahrungen – der Soundtrack zur Jubiläumstour im 50. Jahr nach der Bandgründung badet doch sehr in der alten Herrlichkeit, jener Zeiten, als die alten Herren noch junge Jungs waren.
Nein, eine „fast religiöse Erfahrung“, wie es die Ankündigung der Plattenfirma nahelegt, macht man sicher nicht, wenn man sich das neue Album der Beach Boys anhört. Aber ein kleiner Traum geht durch dieses „That’s Why God Made the Radio“ (Capitol/EMI) betitelte Werk vielleicht doch in Erfüllung. Denn eigentlich hätte man es nie für möglich gehalten, dass die alten Kontrahenten Brian Wilson und Mike Love nach über 20 Jahren noch einmal gemeinsam ein Aufnahmestudio betreten würden.
Die letzte Zuckung der Beach Boys, das waren 1996 mit „Stars & Stripes, Vol. 1“ uninteressante Country-Adaptionen alter Erfolgstitel, bei denen die Beach Boys nur den Background liefern durften. Nun liegen sich alle wieder in den Armen, was man den Songs auch anhört. „Was die Vergangenheit angeht, liegt jetzt alles hinter uns“, heißt es in „Spring Vacation“. „Wir sind wieder zusammen, Halleluja!“
Wenn man die Nostalgie mal ausklammert, dann klingt das neue Album musikalisch reich an Selbstzitaten. Es sind die alten Harmonien, gepaart mit Vokabeln wie Moonlight, Waves und Surf, Sun reimt sich immer noch auf Fun. Allein Brian Wilson reißt manchmal aus, erzählt etwa in „The Private Life of Bill and Sue“ vom traurigen Schicksal eines Paares im Reality-TV-Zirkus. Seien wir ehrlich: Solch Revolutionäres wie „Pet Sounds“ oder „Smile“ hat man vom alten Brian heute nicht mehr erwartet. Aber dass man derart in alter Herrlichkeit badet, ist doch ein wenig schade.