Washington/New Orleans. . Die noch lebenden Väter des kalifornischen Surf-Sounds rund um Brian Wilson haben sich zum 50. Jahrestag der Gruppengründung ins Studio begeben – und wollen im nächsten Jahr mit einer neuen Platte und einer 50-Städte-Tournee zurückmelden
Eine Schallplatte, die den Beatles als Inspiration zu „Sgt. Pepper” diente, kann nicht wirklich von Übel sein. Auch darum wird „Pet Sounds”, das letzte Album der Beach Boys aus dem Jahr 1966, bevor der enigmatische Anführer Brian Wilson in die Schattenwelt der Drogen und der Depression entschwand, als epochal empfunden. Ob Wilson und der Rest der noch leibhaftigen Strandburschen aus Hawthorne an der amerikanischen Westküste fast ein halbes Jahrhundert später der Welt noch etwas Neues zu geben haben, wird sich Ende April erweisen.
Auf dem hochkarätigen „Jazz & Heritage”-Festival in New Orleans findet dann die wohl schillerndste Wiedervereinigung des kommenden Rock-und-Pop-Jahres statt. Zum 50. Jahrestag des Band-Bestehens gehen die musikalischen Klanggründerväter Kaliforniens in der Originalbesetzung (soweit noch vorhanden) ins Studio – und hernach auf eine 50-Städte-Tournee.
Branchen-Insider wie der „Rolling Stone” haben in Erfahrung gebracht, dass ein, zwei Titel für das neue, noch namenlose Album bereits im Kasten sein sollen. Erfolgreich beschnuppert haben sich Brian Wilson, Al Jardine, Mike Love, David Marks und Bruce Johnston kürzlich bei dem Versuch, den alten Hit „Do it again” neu aufznehmen. Bemerkenswert. Schließlich hatten sich Band-Mitglieder vereinzelt über Jahre nur noch per Anwalt unterhalten.
„Es hat riesigen Spaß gemacht. Ich habe die Jungs vermisst”, ließ sich der exzentrische Brian Wilson später vernehmen, dessen Brüder Dennis und Carl bereits 1983 bzw. 1998 gestorben waren. Was die Fans jener Gruppe erwartet, die mit „Smile” das vielleicht bekannteste unveröffentlichte Album der Musikgeschichte zubieten hat, bleibt bis zur Grammy-Verleihung am 12. Februar (dort soll es ein Live-Vorspiel geben…) noch rätselhaft.
Sänger nun im Großvater-Alter
Die Beach Boys haben weit vor dem Vietnam-Krieg und anderen die Nachkriegs-Generationen traumatisierenden Ereignissen mit ihrem unbekümmerten „Help me, Rhonda“-Surf-Rock kalifornische Strandatmosphäre ins graue Europa gebracht. Lieder wie „Fun, Fun, Fun” oder die Mädchen-Hymne „California Girls” aus dem Mund von Bauchträgern im Großvater-Alter zu hören, könnte deshalb, wie Kritiker in US-Musik-Foren meinen, „etwas verkrampft wirken” und die „Good Vibrations” beeinträchtigen.
Aber vielleicht meint es Brian Wilson ja gut mit seinen Fans. Vielleicht gelingen ihm wieder bestürzend schön gesungene Melodien, die so schlicht sind, dass sie einem beim ersten Hören schon ewig vertraut vorkommen – obwohl sie so komplex sind, dass man ihrer niemals wirklich überdrüssig wird.