Oberhausen. “Die Ärzte“ in Oberhausen - das ist seit langem eine Liebesgeschichte. Die beste Band der Welt schmeichelte ihrem Publikum mit Sprüchen und musikalisch - auch wenn manche Fans die alten Hits vermissten. Einen Kniff hat sich die Band bei “Kiss“ abgeguckt.
Bei Risiken und Nebenwirkungen sind „Die Ärzte“ die falschen Ansprechpartner: Nicht weniger als 12000 Menschen wollen sie am Freitag in der seit Monaten randvollen König-Pilsener-Arena in Oberhausen sehen. Für Fans der Punk-Rock-Band ohne Eintrittskarte bleibt vor den Toren nur der Blick auf ein knallbuntes, aber letztlich für sie trauriges Plakat: „Danke für zwei ausverkaufte Konzerte!“
Auch am Samstag bewegen Farin Urlaub, Bela B. und Rod Gonzalez noch einmal in Oberhausen die Instrumente. Sie bezeichnen sich nicht geringer als die „beste Band der Welt“. Und nach 30 Jahren Bandgeschichte ist jeder Zweifel über die Glaubhaftigkeit dieser These ein Tabu. Vielleicht beginnen sie daher ihr Konzert mit dieser strengen Ansage von einem Abspulgerät: „Die Band hat immer Recht!“
„Your Hausen is my Hausen!“
„Die Ärzte“ und Oberhausen, es ist eine Liebesgeschichte mit vielen Erinnerungen. Damals, vor 15 Jahren, als in der Arena noch die frische Farbe in die Nasen stieg, absolvierte die Berliner Band im Vorprogramm von „Kiss“ einen legendären Auftritt. Von den amerikanischen Rock-Ikonen schauten sich Farin Urlaub & Co. einen maßgeblichen – damals geborenen - Schmeichelspruch ab: „Your Hausen is my Hausen!“ Und Oberhausen schmilzt dahin.
Aber die Ärzte wären nicht die Ärzte, wenn sie vor voller Hütte nicht versuchen würden, diese lokale Leckerei zu überbieten. Dazu spannen sie die Fan-Riege in Feierlaune kurzerhand mit ein. Sie proben die Welle. Der Rang stimmt an: „Ooooooooooo...“ Und der Innenraum ergänzt: „...hausen!“ Jubel! Trubel! Reichlich Heiterkeit. Die Ärzte machen ihrem Ruf als „Spaß-Band“ alle Ehre.
Manche Fans vermissten Ärzte-Klassiker
Die Show stimmt also, was aber funktioniert musikalisch? Die Band spielt zahlreiche jüngere Hits an, was nicht jeden in der Arena in absolute Verzückung versetzt. Vor allem, weil einiges an zeitlosen Ärzte-Klassikern auf der Strecke bleibt. Männer sind Schweine, nun, dass dieser Song nicht gespielt wird, ist nicht überraschend. Aber ansonsten dudelt nach dem Konzert mancher MP3-Player.
Bela B. im FZW.
Dennoch: „Unrockbar“ bleiben die Ärzte in Oberhausen bei weitem nicht. Klar: „Westerland“, „Ein Song namens Schunder“ - letztlich spielt die Berliner Band ein Konzert mit satten drei Stunden. Die Vorgruppe ist dabei wohlgemerkt schon abgezogen. Die Zugabe wird zu einem Ereignis der Marke „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ein Glück. Und ein Schritt zur ambitionierten Klatsch-Arie.
Ärzte- Musik ist keine Frage des Alters
Mittlerweile ist das Publikum bei den Ärzten wild gemischt. Junge Teens wechseln sich mit Ende 40ern am Bühnenrand ab. Die Musik ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Einstellung.
Wer lange genug Hüpfen und die Hände Richtung Arena-Dach bewegen kann, ist offenbar willkommen: Tankwart, Beamter, Arbeitsloser und Grundschullehrerin drängen sich im schwitzigen Innenraum aneinander. „Rod ist so süß!“ Für verbale Scherze bleibt Zeit!
Das sieht auch die Band so. Vorbildlich: Nach den ersten Minuten bittet Farin Urlaub um Nachsicht. „Wenn einer neben euch stürzt, dann gebt auf ihn acht!“ Applaus dafür. Aber ohne eine anarchistische Spitze geht es scheinbar doch nicht. Bela B.: „Und wenn etwas schief läuft, dann wird das euer Oberbürgermeister ausbaden müssen!“