Herten. . Der Professor für Liedbegleitung in London spielt beim Klavierfestival Ruhr im Mai zwei Lieder-Abende im Schloss Herten. Als Begleitung bringt er drei hervorragende junge Sängerinnen und Sänger mit.

Tradition und Neuheiten begegnen sich während der beiden Lieder-Abende des Klavierfestivals Ruhr 2012 am Donnerstag, 17., und Freitag, 18. Mai, jeweils um 20 Uhr im Schloss Herten. Beide Recitals sind Franz Schubert gewidmet, präsentiert von einem vielfach ausgezeichneten britischen Schubert-Kenner.

Graham Johnson nämlich dürfte dem treuen Hertener Publikum bestens bekannt sein. Der 61-Jährige, geboren in Bulawayo im heutigen Simbabwe, begleitete im Schloss zuletzt auch das anspruchsvolle Lied-Programm des Liszt-Jahres 2011.

Franz Schubert (1797 bis 1828) hinterließ in seinen nur 31 Lebensjahren mit mehr als 600 Vertonungen eine scheinbar unerschöpfliche Fülle von Kunst-Liedern (die übrigens auch im Englischen „Lieder“ heißen). Selbst ein Meisterpianist wie Johnson, der sich seit nunmehr 40 Jahren intensiv mit diesen Werken beschäftigt, entdeckt im „Jüngling am Bache“, in „Lachen und Weinen“ und im „Hochzeitsbraten“ immer neue Gefühle, Nuancen und Bedeutungen.

Einflussreicher Wissenschaftler

Der Musiker ist zudem einflussreicher Dozent und Wissenschaftler. Werke für Piano solo hat Johnson für seine üppige Discographie nie eingespielt. Seit seinem ersten Album „Voices of the Night“ von 1980 blieb er konsequent der Begleiter schöner Stimmen. Sein größtes Projekt war die (2005 erneute aufgelegte) Einspielung sämtlicher Lieder Franz Schuberts auf 27 CDs plus 3 CDs mit Liedern von Schuberts Zeitgenossen. Als Buchveröffentlichung bei der Yale University Press ist zudem für dieses Jahr eine dreibändige Studie Graham Johnsons – natürlich zu den Schubert-Liedern – angekündigt.

Für die traditionellen Lieder-Abende des Klavierfestivals in Herten traf der Professor für Liedbegleitung an der Londoner Guildhall School of Music eine sehr persönliche Auswahl: Sie umfasst 50 Lieder von 25 Dichtern. Im Backstein-Wasserschloss wird so nachvollziehbar, wie Schubert die kleine Form des Liedes während seiner 16 Schaffensjahre zur großen Kunst erhob.

Graham Johnson, bekannt nicht nur als exzellenter Klavierbegleiter, sondern auch als Entdecker neuer Stimmen, bringt dafür drei Künstler der jüngeren Generation mit nach Herten: Die Sopranistin Geraldine McGreevy galt seit ihrer fulminant gestalteten Rolle als „Alcina“ an Berlins Komischer Oper laut Kritikerurteil als „Berlins beste Sängerin“. Der irische Tenor Robin Tritschler sang bereits 2003 zu Johnsons Begleitung. Bariton Benjamin Appl schließlich debütierte im Vorjahr an der Staatsoper Unter den Linden.