Düsseldorf. . Der virtuelle Museumsbesuch wird immer beliebter. Als erstes Haus in NRW präsentiert sich nun das Düsseldorfer Museum Kunstpalast beim Google Art Project, der Online-Galerie, in der man Kunst aus den größten Museen der Welt sehen kann.

Den nächsten verregneten Sonntag können Sie sich schon mal für einen Bummel durch die Museen dieser Welt reservieren. Morgens geht’s bequem vom Sofa aus vielleicht erst mal nach Florenz in die Uffizien, Botticellis Venus gucken. Vor dem New Yorker Museum of Modern Art warten diesmal keine Warteschlangen, sondern nur ein Klick. Tate Modern, Albertina oder Pushkin Museum heißt danach die Frage. 151 Museen der Welt haben sich beim Google Art Project inzwischen zur weltgrößten virtuellen Run-um-die-Uhr-Galerie zusammengeschlossen. Seit ein paar Tagen ist mit dem Düsseldorfer Museum Kunstpalast auch das erste Museum in NRW dabei. Barbara Til, stellvertretende Leiterin der Sammlung Museum Kunstpalast, ist vom Nutzen der digitalen Präsentations-Plattform überzeugt: „Wir können auf diese Weise ein sehr, sehr großes Publikum erreichen.“

Seit dem Start von Google Art Project vor einem Jahr, zählte das Unternehmen 20 Millionen Klicks. Ähnlich wie beim hierzulande heiß umstrittenen Straßenpanormadienst Street View haben Kamerawagen die Säle abgefahren und bislang 30 000 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen abgefilmt. Wissenschaftler zoomen sich die Sixtinische Madonna nun in „Giga Pixel“-Auflösung heran und machen sich Angaben über Maße, Material und Provenienzgeschichte zu Nutze. Schüler festigen ihr Wissen in Sachen Kunstgeschichte am Computer. Nutzer stellen ihre Lieblingskunstwerke in persönlichen Galerien zusammen. Und Kunstliebhaber genießen es, durch die Museen der Welt zu flanieren, ohne kostspielige Anreise und eintrittsfrei.

Die Zusammenarbeit mit Google "kann Risiken bergen, hat aber auch Vorteile"

Aber was treibt ein Unternehmen wie Google dazu, als selbstloser Förderer der Kunst aufzutreten, der das kulturelle Erbe erschließen und der Menschheit universell nutzbar machen will, wie es aus dem Münchner Google-Entwicklungszentrum heißt? „Wichtig für uns war vor allem, dass es sich um ein Non-Profit-Projekt handelt“, sagt Til. Es gibt also keine Werbung auf den Seiten. Auch das Runterladen und Vermarkten der Bilder sei vertraglich untersagt. Sollte sich daran in den nächsten Jahren etwas ändern, habe man das Recht, nachzuverhandeln oder auch auszusteigen, versichert Til.

Dass es in den Museen Diskussion gegeben hat, wie sich das Edle, Schöne und Hehre der Kunst mit den merkantilen Interessen eines Internet-Riesen verträgt, davon darf man ausgehen. „Wir haben uns natürlich mit dem absoluten Monopolisten eingelassen, klar“, sagt die Kunsthistorikerin, „das kann Risiken bergen, hat aber auch Vorteile.“

Wer nach London fährt, guckt doch auch im Internet, wie das Hotel aussieht

Deshalb plant der Kunstpalast – neben den Staatlichen Museen zu Berlin und der Staatlichen Kunstsammlung Dresden die dritte Google-Adresse in Deutschland – auch schon den zweiten Schritt. Nämlich die Zuschaltung von Google Street View, um den virtuellen und zukünftig echten Besuchern einen besseren Service zu bieten, inklusive Lage, Anfahrt, Umgebungsplan. „Fast jeder von uns, der übers Wochenende nach London fährt, guckt doch heute auch erst mal im Internet, wie das Hotel aussieht“, sagt Til.

2013, wenn das Düsseldorfer Haus sein 100-jähriges Bestehen feiert, soll dann auch ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung möglich sein. Bislang beschränkt sich die Ansicht noch auf einzelne Werke, darunter Highlights der Sammlungen von Rubens, Raffael bis Pellegrini. Bedeutende Madonnen sind dabei wie kostbare Handschriften, hauchfeines Porzellan oder japanische Netsuken.

Das Museum Kunstpalast ist eine Schatztruhe mit 100 000 Kunstwerken, davon sind allein 80 000 Arbeiten Teil der Graphischen Sammlung. Schon deshalb gehören fast die Hälfte der zurzeit 303 eingestellten Werke zu den lichtempfindlichen Exponaten der Düsseldorfer Kunstakademie

Vom Sofa aus nach Florenz und Lima

Aus konservatorischer Sicht kein Problem, sagt Til. die meisten Museen hätten ihre Bestände längst digital so aufbereitet, dass ein guter Zugriff möglich sei. Und dass die schöne neue Bilderwelt am Ende eine Gefahr fürs Museum ist, mag sie nicht glauben: „Tennis zu spielen ist doch auch etwas anderes als Tennis im Fernsehen zu gucken. Aber ein Nachmittag zu Hause mit den Museen zwischen Florenz und Lima, das macht schon Spaß.“

www.googleartproject.com/www.smkp.de