Köln. . Eine der stärksten Opern Verdis, aber leider keine überzeugende Regie-Arbeit der Schauspielerin Katharina Thalbach: Wer für diesen „Rigoletto“ nach Köln reist, wird immerhin gute Sänger und einen exzellenten Dirigenten antreffen

Unlängst sah man Katharina Thalbach als alten Fritz. Den Preußenkönig in Frauengestalt erkannte man nicht zuletzt an seiner krummen Wirbelsäule. Auch Thalbachs jüngster Kunstdeal hat einen Buckel. Freilich spielt er am lieblichen Mincio zu Mantua wie auch am großen Rhein zu Köln. Dort inszeniert Thalbach Verdis „Rigoletto“.

Es ist nicht ihre erste Oper, aber auf Dauer dürfte aus dieser Gardeschauspielerin kaum etwas ähnlich Respektables im Regieberuf werden. Orchester und Sänger der Kölner Oper jedenfalls überbieten locker Katharina Thalbachs weitgehend farblosen Zugriff.

Dieser Titelheld, er singt tatsächlich um sein Leben. Wenn man hört und sieht, wie Markus Brücks Rigoletto dem verwachsenen Hofnarren ein Meer an Nuancen entlockt, wie er mit einer kaum jemanden im Publikum kalt lassenden Leidenschaft in dieser doppelbödigen Figur sanglich viel mehr entdeckt als das übliche wütende Vatertier, da darf man schon von einer Sensation sprechen.

Das Konzept muss man mit der Lupe suchen

Andere gute Sänger umgeben ihn: eine eher lyrische, trefflich glaubwürdige Tochter Gilda (Anna Palimina) und mit dem berüchtigten Herzog („O wie so trügerisch...“) ein rechter Beau mit Bizeps und Goldkettchen: Dmitry Korchak. Der gibt zwar ein bisschen viel Gondoliere-Pomade auf die Traumpartie, aber es lässt sich schön hören. Das Premierenpublikum registrierte jedenfalls sehr genau, was die Spitzen des Abends waren: Alain Altinoglu wurde als Debütant am Pult des Gürzenich-Orchesters zu Recht frenetisch gefeiert – für sinnliche Theatralik und oft extremes, immer aber schlüssiges Gestalten.

Dagegen muss ein Konzept abfallen, nach dem man mit der Lupe sucht. Die plumpe Dekadenz-Orgie zur Eröffnung? Geschenkt. Wer, bitte, schaut heute noch hin, wenn ein Riesenpenis auf dem Kanonenwagen daherspaziert? Ezio Toffolutti, der in Essen ja eine belanglose „Lucia“ verantwortete, hat für diesen Abend ein fast romantisches Bühnenbild entworfen. Nur steht die alte Renaissancekulisse Kopf. Das war’s dann.

Hölzerne Szenen

Die Geschichte vom Hofnarren, auf den das Schicksal schwarze Galle regnen lässt, gerät Thalbach oft hölzern, plakativ, ja konventionell. Man fragt sich: Wo ist ihr Fokus? Was interessiert sie? Rar sind die Szenen, die der Musik standhalten. Am ehesten die reduzierten Momente, wo Vaterliebe keine Schändung heilen kann. Den Tod findet Rigolettos Kind übrigens zu Wasser. Auch ein Kommentar, wohin es mit diesen Verdi-Szenen geht: den Bach runter.