Es geht doch! Die zweite Folge von „Gottschalk live“ war in vielen Belangen besser als die Premiere. Gottschalk plauderte lässig mit Armin Rohde und Franz Beckenbauer. So kann Wohlfühl-Fernsehen funktionieren. Nur die Zusammenarbeit mit der Regie hakt noch.
Von Fernsehjournalisten kritisiert zu werden, ist Thomas Gottschalk gewöhnt. Jede Folge von „Wetten, dass…?“ rief einen ganzen Haufen von Kritikern hervor, die wussten, was man an Show und Moderation verbessern könnte. Doch vom Publikum so verhauen zu werden, wie Gottschalk es nach seiner Premiere von „Gottschalk live“ am Montagabend erlebte, das dürfte auch für den „alten Hasen“ etwas Neues gewesen sein.
Offensichtlich hat er sich die Kritik zu Herzen genommen. Denn in der zweiten Folge seiner neuen Sendung vermied er bewusst viele Fehler, die ihm am Vortag noch angekreidet worden waren. Seine Gäste, Schauspieler Armin Rohde und Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer, durften ausreden – und es machte sogar den Anschein, als würde Gottschalk ihnen zuhören.
Dabei entwickelten sich spannende Gespräche, die sogar Neuigkeits-Wert bargen. Dass Armin Rohdes Bruder schon mehrfach als Opernsänger bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth aufgetreten ist, dürfte nur wenigen Zuschauern bekannt gewesen sein.
Weniger Werbung – ARD reagiert auf Kritik an „Gottschalk live“
Doch nicht nur Gottschalk selbst, auch sein neuer Arbeitgeber, die ARD, reagierte auf die Prügel, die sie für die Premieren-Ausgabe bekommen hatte. Es gab tatsächlich weniger Werbung. Statt wie Montag drei Werbeblöcke in die gut 30 Minuten lange Sendung zu pressen, beschränkte sich der Sender auf zwei Unterbrechungen. Der Sendung tat das gut: Sie wirkte längst nicht so zerfasert wie am Vorabend.
Auch auf Twitter waren deutlich mehr positive Urteile zu lesen. „Wow...what a difference a day makes... Heute super Sendung!”, schrieb SiskaSyran zur Show und troubadix2004 meinte: “Definitiv besser als gestern. Gottschalk war auch nicht mehr so nervös.“
Für Social Media blieb Gottschalk wenig Zeit
Was dabei ein bisschen kurz kam, war das „Social Media TV“, mit dem Gottschalk sich von anderen Smalltalk-Shows absetzen wollte. Zwar fand die alte Jauch-Krawatte wie versprochen einen neuen Besitzer, doch wirkte Gottschalk bei der Auswahl der kreativsten Begründung lustlos.
Gerade einmal zwei Vorschläge ließ er sich von seiner Social-Media-Redakteurin Caro vorlesen, dann entschied er: Der Schlips ging an einen Zwölfjährigen, dessen Wunsch es war, die Krawatte mitsamt Knoten zu bekommen. Den beherrsche er nämlich noch nicht.
Noch eine Chance auf „Wohlfühl-Halbe-Stunde“ im ARD-Vorabend
„SalonTV statt SocialTV. Gut, wenn es Tradition für alle Gottschalk-Fans weiter gibt“, kommentierte Twittererin cheydolph treffend. Passend dazu spielte die Redaktion eine deutlich kleinere Rolle. Den Wein, den Armin Rohde mitgebracht hatte, teilte sich Gottschalk mit Franz Beckenbauer und kommentierte lapidar. „Die Mitarbeiter kriegen später was.“
Wenn Gottschalk so weiter macht und jetzt noch mit seiner Regie auf eindeutige Zeichen einigt, wann seine Anmoderationen beginnen und seine Abmoderationen enden, dann könnte aus der Sendung tatsächlich noch die „Wohlfühl-Halbe-Stunde“ werden, die Gottschalk vorab versprochen hatte.