Essen. Enttäuschende “Gottschalk Live“-Sendung: Thomas Gottschalks erste Liveshow in der ARD verkam regelrecht zur Dauerwerbesendung. Auch der Entertainer selbst wirkte unkonzentriert und fahrig. Die ARD hat so nichts gewonnen. Nur das ZDF verloren.
Die Erwartungen waren so groß wie bei einem Millionentransfer beim Fußball, als Ex-Mainzelmann Thomas Gottschalk am Montag, 19.20 Uhr, seinen Dienst in der ARD antrat. Immerhin war der lange Blonde jahrzehntelang das Gesicht von Europas erfolgreichster Fernsehshow „Wetten, dass..?“ Umso mehr enttäuschte der 61-jährige Novize beim Debüt von „Gottschalk Live“ im Ersten – nicht nur wegen reichlicher Werbe-Unterbrechungen.
Etliche Zuschauer nutzten die Gelegenheit, um ihrem Unmut noch während der Sendung auf Gottschalks Facebook-Seite Luft zu machen. Wie Cornelia Kroh: „Es ist jetzt die dritte Werbepause. Nicht zu fassen. Während einer solch kurzen Sendung. Jeder hat sich auf TG gefreut, aber so...“
Tatsächlich ließen die Werbepausen kein echtes Gespräch zwischen Gastgeber Gottschalk und seinem Premiere-Gast Bully Herbig aufkommen. Seinen Schluss-Gag musste der Comedian regelrecht runterleiern, um im Zeitplan der Sendung zu bleiben.
Fahriger Gottschalk
Wäre die Werbung doch das Einzige gewesen, was nervte! Viel schlimmer war, dass Gottschalk genau das kultivierte, was schon bei „Wetten, dass..?“ ein Grund zum Wegschalten war: Gottschalk wirkte fahrig, warf Jahreszahlen durcheinander. Dafür warf er sich seinem Gesprächspartner umso mehr an den Hals. Mehrfach betonte Gottschalk, wie sehr ihm Herbigs aktueller Film gefalle. Der Komiker seinerseits durfte ungebremst für seinen Streifen werben (was wiederum zum Werbe-Fernsehen passte). Schlimmer geht nimmer.
Dabei hätte ein unterhaltsames Interview am Ende der Show den lausigen Beginn der Sendung vergessen machen können. Gottschalk hatte es nämlich gefallen, den geneigten Zuschauern eine Art Bedienungsanleitung für seine Sendung zu geben, so lang wie langweilig. Sie war nicht gut, sie war nur gut gemeint. Gottschalks Redaktion will nämlich nichts weniger, als den Vorabend des Ersten neuerfinden. Das Fernsehen soll mit dem Internet verschmelzen, Moderator und Publikum per Facebook und Twitter direkt in Kontakt kommen, Gottschalk 2.0. Jenseits der Sendung funktioniert das, wie das Publikumsecho bei Facebook zeigte, schon gut.
Gottschalks einstudierte müde Sprüche
In der Sendung jedoch war davon gar nichts zu spüren. Stattdessen textete Gottschalk das Publikum in der Tradition des gelernten Radio-Moderators zu, nur ohne Musik. Dabei ging es in erster Linie um ein Thema: Ich, Thomas Gottschalk. Ich, ein angeblicher polnischer Vetter und eine Klatsch-Postille. Ich, Heidi Klum und ihr Noch-Ehemann Seal. Von der angekündigten Spontanität war jedoch nichts zu spüren. Gottschalks müde Sprüche wirkten durchweg einstudiert.
Und das wird jetzt vier Mal die Woche aufs Publikum losgelassen, drei Jahre lang? Die ARD hat nichts gewonnen, und das ZDF hat „Wetten, dass..?“ verloren.
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