Recklinghausen. . Ruhrfestspiel-Chef Frank Hoffmann versucht internationale Stars an sein Festival zu binden. Nach Kevin Spacey und John Malkovich ist es in diesem Jahr Cate Blanchett. Sie spielt in einem Stück über Deutschland, obwohl der Schwerpunkt diesmal die russische Dramatik ist.
Die Ruhrfestspiele reisen ostwärts. Die 66. Spielzeit des Traditions-Festivals widmet sich – so zeigen es Poster und Programmbuch im Stil des Sowjet-Realismus – Puschkin, Gogol, Tschechow und ihren Nachfolgern. 26 von insgesamt 80 Produktionen folgen dem Motto „Im Osten was Neues“. Gespielt wird vom 1. Mai bis 16. Juni an zwölf verschiedenen Orten.
„Wir sind ein kreativer Ort“, betonte Festival-Chef Frank Hoffmann während der Vorstellung des Programms und verwies auf neun Uraufführungen. Der Luxemburger eröffnet wie in den Vorjahren den Reigen der Produktionen fürs Große Haus mit einer eigenen Inszenierung: Gogols „Revisor“ (3. bis 7. Mai) sieht er am Beginn der Moderne – und höchst gegenwärtig: „Jede Zeit hat ihren Filz.“
Enorme Dichte erreicht
Sebastian Hartmann, dessen „Paris, Texas“ im Vorjahr zum Aufreger der Ruhrfestspiele avancierte, bringt ein Kondensat des 1500-Seiten-Romans „Krieg und Frieden“ auf die Bühne (10. bis 14. Mai). Viele Klassiker der russischen Vor-Moderne sind in kurzen Gastspielen von zwei oder drei Aufführungen zu erleben: Die Taktfolge des Festivals hat eine enorme Dichte erreicht.
Programmvorstellung der Ruhrfestspiele 2012
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Das gilt für Tschechows „Kirschgarten“, inszeniert von Luk Perceval (16. bis 18. Mai). Patrice Chéreau, der für Bayreuth den wohl gültigsten „Ring“ inszenierte, ist sogar nur am 19. Mai im Großen Haus zu Gast mit Dostojewskis „Großinquisitor“. Man sehe, so Frank Hoffmann, „wie ein Regisseur spielt: Er ist ein wunderbarer Schauspieler.“
Langzeit-Erfolge aus Berlin
Zwei gefragte Langzeit-Erfolge des inzwischen verstorbenen Regisseurs Jürgen Gosch bringt das Berliner Ensemble: „Onkel Wanja“ (21./22. Mai) und „Die Möwe“ (9./10. Juni). Tschechow mag selbstverständlich zum Repertoire zählen – aber Puschkin? Seinen „Onegin“ zeigt das St. Petersburger Tanztheater von Boris Eifman (4. bis 7. Juni) als erste Ballett-Aufführung der Ruhrfestspiele seit Jahren. Mit musikalischem Feinsinn inszeniert auch Simon McBurney: Mit „Der Meister und Margarita“ (13. bis 16. Juni) von Michail Bulgakow erzählt er von „Faust“ à la russe.
Malkovich ist Casanova
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Der international berühmteste Star der 66. Ruhrfestspiele, Cate Blanchett, gibt vom 25. Mai bis 2. Juni ein ausgedehntes Gastspiel mit neun Vorstellungen von Botho Strauß’ „Groß und Klein“. Es ist die einzige Aufführung im Großen Haus, die nicht der russischen, sondern der deutschen Seele nachspürt.
Auch die beliebten Sonntags-Lesungen sind exklusiv der russischen Literatur vorbehalten, präsentiert von Schauspielern wie Günter Lamprecht oder Christian Berkel. Katja Riemann kann man mit ihrem Programm „Winter. Ein Roadmovie“ erleben. Und das schräge „Fringe“-Festival (ab 22. Mai) hat sich auf 24 Produktionen glatt verdoppelt.
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