Recklinghausen. Kirche und Kino zeigt im ersten Halbjahr vor dem Jubiläum zum „10.“ einen Filmklassiker von Chaplin und vier aktuelle Werke – nicht nur des Polit-Kinos.

Nur gut, dass die digitalisierten „Modernen Zeiten“ noch nicht in allen Sälen des Cineworld an der Kemnastraße Einzug gehalten haben: So kann die aktuelle Reihe der „Kirche und Kino“-Beiträge am Mittwoch, 25. Januar, um 20 Uhr mit einem Klassiker der Filmkunst eröffnen, den Hausherr Kai-Uwe Theveßen denn auch nicht „beamen“ wird, sondern per 35-Millimeter-Projektor zeigt: Charlie Chaplins „Der große Diktator“.

Die ökumenischen „Kirche und Kino“-Macher sehen einem Jubiläum entgegen: Im Oktober 2012 können sie Zehnjähriges feiern. „Das wollen wir auch nicht so verstreichen lassen“, sagt Joachim van Eickels, als Schulseelsorger „der Katholik“ im „K+K“- Team. Eingespielt ist das Angebot in nun neuneinhalb Jahren ohnehin – „und ein sehr gutes Publikum haben wir auch“, wie van Eickels betont.

Die eine Hälfte der Zuschauer sei der Kirche verbunden, meinen der katholische Seelsorger und Thomas Damm, sein Kollege von der Evangelischen Stadtkirche Marl, übereinstimmend. Die andere Hälfte stellen (kirchenferne) Cineasten. Man will ja nicht „missionieren“, wie Theaterchef K.-U. Theveßen sagt, sondern Filmkunst mit einem Anliegen zeigen.

Das Anliegen von Charlie Chaplin war 1940 ein ganz dringendes, unmittelbares: propagandistischer Kampf gegen den Faschismus – und „gegen den Kerl, der mir den Schnurrbart geklaut hat“, wie der liebenswürdigste Tramp der Filmgeschichte einst gesagt haben soll. Chaplins größten Tonfilm mit der Doppelrolle als Diktator Hynkel – „Schtonk!“ – und als jüdischer Schneider zeigt K+K in der „neuesten, restaurierten Fassung“, so Theveßen.

Die weiteren vier Filme sind top-aktuell. George Clooneys „Die Iden des März“ sind sogar heute noch im regulären Cineworld-Programm zu sehen. Das Deja vu zum Mittwochs-Termin folgt am 22. Februar. Der Titel verweist auf den Tyrannen-Mord an Julius Caesar – von Clooney inszeniert und verkörpert am Beispiel des Aufstiegs und Falls eines charismatischen US-Präsidentschaftskandidaten.

Transatlantisch quert die Filmkunst am 25. April den großen Teich – und landet in „Le Havre“. Thomas Damm empfiehlt mit Enthusiasmus einen „typischen Aki-Kaurismäki-Film, liebevoll erzählt, mit einem märchenhaften Ende“. André Wilms, der knorrige Lieblings-Schauspieler des finnischen Regisseurs, spielt jenen gescheiterten Lebenskünstler Marcel, der einen jungen afrikanischen Flüchtling vor der Fremdenpolizei der Hafenstadt versteckt.

Sollte Kevin Spacey erneut Gast der Ruhrfestspiele sein – wer weiß – könnte er am 23. Mai ja seinen eigenen Film „Der große Crash“ kommentieren. Der Theater-nahe Dialogfilm erzählt von einer langen Nacht, in der Investmentbanker eine dramatische Fehlentscheidung aufdecken. Kevin Spacey spielt den abgebrühten Boss.

Traditionell mit einer sommerlich-leichten Note endet die K+K-Reihe. „Midnight in Paris“, zu sehen am 20. Juni, erlebte Kai-Uwe Theveßen als „den erfolgreichsten Woody-Allen-Film seit . . . (Kunstpause)“. Dabei ist Madame Bruni-Sarkozy hier nur knapp zwei Minuten als leicht gestresster Touristen-Guide zu sehen.