Oberhausen. Für die britische Acid-Jazz-Band „Jamiroquai“ scheint Oberhausen kein gutes Pflaster zu sein: Nach der kurzfristigen Absage ihres Auftritts im April spielt die Gruppe am Sonntagabend ein Nachholkonzert – doch erneut läuft nicht alles glatt.
Untröstlich zeigte sich Jamiroquai-Frontmann Jay Kay vor sieben Monaten: Eine Grippe hatte den Sänger kurzerhand außer Gefecht gesetzt. Die Folge: Das Konzert in der König-Pilsener-Arena, zu dem rund 8000 Fans erwartet wurden, musste ausfallen.
Eine Absage, wie sie immer mal wieder vorkommt. Doch ein Umstand trieb selbst hartgesottene Anhänger auf die Barrikaden: Erst wenige Stunden vor Konzertbeginn erfolgte die offizielle Benachrichtigung. Zu diesem Zeitpunkt befand sich aber ein Großteil der teils von weit angereisten Fans längst vor der Konzerthalle am Oberhausener Centro. Erst durch eilig verteilte Flugblätter erfuhren die meisten vom abgeblasenen Auftritt.
Dieser Ärger sollte bei den ersten Konzerttönen am Sonntagabend eigentlich vergessen sein. Doch statt großem Jubel gibt es zunächst einige Buh-Rufe. Mitten im Vorprogramm erfolgt nämlich die Durchsage: „Jamiroquai sind erst vor einer Viertelstunde in Düsseldorf gelandet. Es kann also noch etwas dauern.“
Flieger landet zu spät - Akustik ist eine Enttäuschung
Karawanen pilgern gen Bierstand. Letztlich eilt die Gruppe um 21.30 Uhr, 90 Minuten nach Beginn des Vorprogramms, vor ihre Anhänger. Verspätet, aber immerhin früher als von einigen Zuschauern befürchtet.
Opulente Scheinwerfer leuchten zu Beginn wie bei einem visuellen Dauerfeuer umher und weisen den Musiker damit den Weg auf die Bühnenbretter. An der Hallendecke sind Modelle von Planeten montiert. Auf der Videoleinwand flackern bunte Effekte. Und Jamiroquai sagen nicht leise „Sorry“, sondern lautstark. Das erfreut die Fans, warmer Applaus begrüßt nun Sänger Jay Kay, der seine Verspätung erklärt: Dichter Nebel hat am Flughafen London-Heathrow am Nachmittag für Verzögerungen gesorgt.
An der Spitze der Charts
Mit ihren Studioalben haben sich die Briten regelmäßig in den deutschen Charts eingenistet. Zuletzt kletterte ihr Album „Rock Dust Light Star“, das der Tour auch den Namen verleiht, im vergangenen Jahr auf Rang sieben. Einmal gelang Jamiroquai der Sprung auf den Thron, 1999 – und damit vor zwölf Jahren – schafften sie es mit „Synkronized“ auf Platz eins der hiesigen Bestenliste.
Offensichtlich geht die Eile jedoch zulasten eines professionellen Soundchecks. Die Akustik ist bei aller Euphorie in der Halle schlichtweg eine Katastrophe. Immer wieder stören Rückkopplungen den Musikgenuss. Das führt soweit, dass Anhänger ihren Unmut über den Klangbrei in ruhigeren Passagen dem verdutzten Sänger entgegen rufen.
Handschlag mit den Fans in der ersten Reihe
Letztlich macht der Großteil der 8000 Fans in der zu zwei Drittel gefüllten Arena trotz der technischen Mängel das Beste aus der Situation. Die Jamiroquai-Jünger tanzen auf den Rängen, bewegen sich rhythmisch zu Hits wie „Cosmic Girl“, „Deeper Underground“ oder „White knuckle ride“ in dessen Video Jay Kay seine Fertigkeiten als Hubschrauberpilot beweist.
Der Frontmann erscheint in der Arena mit Hut und grüner Fransenjacke, greift zwischendurch immer wieder zur Kaffeetasse, lässt der großen Band genug Raum für Solo-Einlagen und bittet die Fans in der ersten Reihe zum freundlichen Handschlag. Letztlich führt sein Weg aber im Konzert immer wieder zum Mischpult neben der Bühne. Wer ihn als Perfektionisten kennt, kann wohl nur erahnen, wie sehr ihn der Rumpelsound selbst nerven muss.