Essen. . Ein Blick aufs Konzertjahr 2011, das ein wenig den Anschein erweckt, als wären wir versehentlich im falschen Jahrzehnt gelandet.

„Wir sehen uns in 30 Jahren!“ Doc Emmet Brown in „Zurück in die Zukunft“ (1985)

Als ich neulich vorm Kim-Wilde-Konzert meinen Popperscheitel mit Dreiwettertaft zementierte, fiel mir ein, dass ich ja noch Karten für Human League, Alphaville und OMD kaufen musste. Meine Freunde, die wollten ja viel lieber zu Cock Robin und Sade gehen, einer auch zu Mike & The Mechanics. Wie uncool. Nur für den Fall, dass Sie nun denken, hier hätte sich jemand im Jahrzehnt vergriffen: Dies ist NICHT der Ausblick aufs Konzertjahr 1985, hier geht’s um 2011. Wirklich!

Neues von gestern

Hätte man im Jahr 1985 eine Schar von Stars in den berühmten De Lorean verfrachtet, mit dem Marty McFly im Kino zurück in die Zukunft reiste, und wäre mit ihnen ins Jahr 2011 gerast, die Vorschau aufs Konzertjahr sähe kein bisschen anders aus. Hier zunächst die Musiker aus der Kategorie „lange Pause, neues Album, neue Tour“: Kim Wilde, die gleich dreimal so nahe spielt, dass man sie mit einer Akku-Ladung seines Elektromobils anschauen kann (21.2. Köln, Musical Dome, 27.2. Oberhausen, Arena, 3.3. Dortmund, Westfalenhalle). Auch Sade wagt einen Arena-Doppelschlag (4.5. Oberhausen, 21.5. Köln). Eine Größenordnung darunter spielt die Synthie-Fraktion mit The Human League (18.4. Köln, Live Music Hall), Alphaville (16.3. Recklinghausen, Vest Arena, 19.3. Köln, Gloria) oder OMD (1.9. Köln, Tanzbrunnen). Kein neues Album, aber einen umso höheren Nostalgiefaktor haben Cock Robin vorzuweisen (27.5. Köln, Gloria, 28.5. Bochum, Zeche), ebenso die lange verschollenen Mike & The Mechanics (1.6. Duisburg, Theater am Marientor) oder die US-Rocker Chicago (20.6. Köln, Tanzbrunnen). Und dann wäre da noch Jamiroquai der,… ups, falsches Jahrzehnt, der war ja in den 90ern. Spielen tut er trotzdem (12.4. Oberhausen, Arena).

Zurück im Heute

Selbst beim Blick auf die großen Stadien-Konzerte muss man ausgiebig in der Vergangenheit schwelgen: Roger Waters wird uns mit „The Wall“ ein Konzertereignis bescheren, das zwar die 80er dominierte, aber doch in den 70ern wurzelt (18.6. Düsseldorf, Arena). Auch bei der großen Wiedervereinigung von Robbie Williams mit dem Rest von Take That dürften nicht nur die neuen Songs die Fans anlocken (20.7. Düsseldorf). Der einzige, der sowohl seiner Gesundheit als auch seinen Fans etwas schuldet, ist Ozzy Osbourne, der am Pfingstmontag (13.6.) sein Konzert vom Vorjahr nachholt. Ein typischer Vertreter der Kategorie „Niemals-weg-und-noch-immer da“ ist Herbert Grönemeyer. Er kommt nicht nur am 18.3. mit einem neuen Album, sondern auch gleich mehrmals persönlich vorbei (7.6. Gelsenkirchen, 8.6. Düsseldorf, 13.6. Köln). Ebenso Dauerbrenner auf deutschen Bühnen: Pur (11. & 12.3. Dortmund, 13.3. Essen), Bon Jovi (13.7. Düsseldorf) und Kylie (18.3. Oberhausen).

Nun, so ganz von gestern sind die großen Hallen beim näheren Blick nun auch nicht, es gibt einige Große, die erst im letzten Jahrzehnt berühmt geworden sind. Etwa Rihanna (8.11. Köln), James Blunt (29.3. Oberhausen, 30.3. Köln) oder Katie Melua (1.4. Köln). Unter den Einheimischen Erstligisten mischen Wir sind Helden (25.8. Bochum), die Söhne Mannheims (21.11. Köln, 22.11. Oberhausen) oder Juli (29.3. Recklinghausen) mit.

Beim Kopf-an-Kopf-Rennen der größten Festivals fährt Rock am Ring (3.-5.6.) bisher Coldplay, Kings Of Leon, Mando Diao und die Beatsteaks als prominente Namen auf. Da kann das Hurricane in Scheeßel (17.-19.6.) mit reicherer Auswahl kontern: Foo Fighters, Blink-182, Arcade Fire, Chemical Brothers, Portishead und die Arctic Monkeys sind unter anderem dort.

Blick in die Zukunft

Ein paar heiß erwartete Musiker werden ihr deutsches Live-Debüt geben, etwa Liam Gallaghers Band Beady Eye (14.3. Köln, Live Music Hall) oder Bruno Mars mit „Just The Way You Are“ (17.3. ebenda). Gespannt sein darf man auch auf die Tochter von Sting, die mit I Blame Coco am 27.3. heiseren Elektropop nach Köln (Luxor) bringt. Dort spielt am 7.5. auch die Hattinger Band Frida Gold, die schon jetzt als einer der Newcomer des Jahres gehandelt wird.