Essen. Was macht eine staatlich geprüfte Ökotrophologin, Hausfrau, Mutter und Ehefrau in ihrer freien Zeit? Sie surft, bloggt und kommentiert, was das Zeug hält.

Ich bin zu Gast bei Sissi Borkenstein (47 Jahre), alias „die Superhausfrau“. In dem kleinen Häuschen der Familie ist es gemütlich eingerichtet. Von dem Sofa aus kann man direkt in den kleinen Garten schauen. Ruhige Lage, irgendwo in Marl.

Ich staune nicht schlecht, als Sissi mir erklärt, was sie so alles am Tag macht.

Aufräumen, saugen, kochen

Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker, dann müssen die Kinder aus dem Bett geholt und das Frühstück zubereitet werden. Der Superhausmann Horst (49 Jahre) fährt früh zur Arbeit, die Tochter 13-jährige Tochter Eva geht muss zur Schule und 20-jährige Tochter Elisabeth zur Universität. Zu Hause geht es dann an die Hausarbeiten: Betten machen, Wäsche waschen, aufräumen, alle Haustiere versorgen (zwei Hunde, mehrere Kanarienvögel, einen Wellensittich und zwei Meerschweinchen), saugen, kochen, die Blumen gießen und ab und zu stricken.

„Ein Spagat als Hausfrau und Mutter.“

An jedem Mittwoch geht es dann noch zur Frauengruppe in die Kirchengemeinde, wo Sissi den Internetauftritt der Gemeinde mitgestaltet. Donnerstags ist DVD-Abend mit Tochter Elisabeth. Die Filme schauen sich beide auf Englisch an, um die eigenen Kenntnisse zu verbessern. Tochter Eva ist dann meistens mit Papa zum Fechten. Mit ihrem Mann Horst ist Sissi nun seit 21 Jahren glücklich verheiratet. Während ich gespannt zuhöre schmunzelt sie und sagt: „Das schaffen nicht viele heutzutage.“

Wenn man das alles so hört, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass diese sympathische und aktive Frau noch Zeit hat, um in unserer Community unterwegs zu sein. Ich möchte von ihr wissen, warum sie den Namen „die Superhausfrau“ für ihr Profil ausgewählt hat. Die Antwort ist eindeutig: „Ich möchte über meinen Alltag als Hausfrau und Mutter berichten.“ Sie fügt aber noch hinzu, dass ihr anfangs die Anonymität wichtig gewesen sei. „Außerdem“, sagt sie, „hört sich Hausfrau allein doch unspektakulär an, deshalb ‚die Superhausfrau‘“ und grinst.

Die verzweifelte Hausfrau

Auf den Namenszusatz „desperate housewife“ angesprochen, was so viel wie „verzweifelte Hausfrau“ bedeutet, bekomme ich mit nachdenklicher Mine geantwortet: „Naja, das ist immer so ein Spagat als Hausfrau und Mutter. Für uns Frauen ist es immer eine Doppelbelastung mit Familie und Beruf.“

Sissi hat, nach einem Abschluss als Ökotrophologin (Haushalts- und Ernährungswissenschaften) für ein namhaftes Unternehmen, welches Menschen hilft abzunehmen, Jahre lang gearbeitet und weiß wie schwierig es sein kann das Kunststück vollbringen zu müssen, Familie, Kinder und den Haushalt zu vereinbaren. Ihr Mann Horst unterstützt sie so gut er kann, doch ist er mit seiner Arbeit die meiste Zeit beschäftigt.

Das hochwertige Bürstenset

Wie kann es auch anders sein, so ist das Profilbild von Sissi ebenfalls aus ihrem alltäglichen Umfeld. Was auf den ersten Blick wie eine selbstgebastelte Pinocchiofigur aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Bürstenset. „Das ist mein hochwertiges Bürstenset aus der Küche“, sagt Sissi, „Ich dachte zu einer Superhausfrau würde das optimal passen“, sie lacht.

Community hautnah

Die Community von DerWesten so bunt und vielfältig, wie das Leben selbst. Hier schreiben die verschiedensten Leute zu ganz unterschiedlichen Themen. Jeder auf seine Weise.

Dies haben wir zum Anlass genommen, einmal hinter die Kulissen zu schauen und unsere Community-Mitglieder zu besuchen. Was sie bewegt und was sie in ihren Blogs noch nicht verraten haben, erfahren sie in unserer neuen Aktion: Community hautnah. Regelmäßig stellen wir ein anderes Community-Mitglied vor.

Neben der Community interessiert sich Sissi noch für Politik. Europa-, Kommunal- und dann die Bundestagswahlen in diesem Jahr. Ich möchte wissen welche Partei sie bisher überzeugt hat. „Raten Sie doch einfach“, bekomme ich erwidert. Nach einem gar nicht so verkehrten Tipp, frage ich Sissi, was sie den vielen Nichtwählern sagen möchte? Rasch antwortet sie: „Wählen gehen lohnt sich. Denn nur so kann man was verändern.“

Community: Warum nicht?

Auf die Community ist sie durch eine Bekannte aufmerksam geworden und hat sich gedacht: „Ach, könntest du doch auch mal machen.“ Nun surft „die Superhausfrau“ täglich in der Community und auch so im Netz. Anfangs war sie noch skeptisch, doch mittlerweile macht es ihr riesen Spaß eigene Beiträge zu schreiben, andere zu kommentieren und Bilder hochzuladen. „Es kommt meinem Hang zum Schreiben sehr entgegen“, gibt sie zu verstehen.

Natürlich gab es anfangs auch Schwierigkeiten, doch beide Töchter halfen ihr geduldig mit Rat und Tat. „Außerdem habe ich stets Hilfe von anderen Usern und der Redaktion erhalten. Besonders Herr Lau war sehr hilfsbereit und hat mir dann alles auch nochmal für Doofe erklärt“, erzählt Sissi und lacht. Welche Tipps hat sie für neue User? Sissi: „Einfach ausprobieren. Alle sind sehr nett und hilfsbereit. Man soll sich keine Sorgen machen und sich trauen.“