Dortmund. Zum 20. Geburtstag der Zeitschrift Visions haben Selig im Dortmunder Borussia-Stadion gespielt. Ein intimes Konzert war’s trotzdem. 450 Zuschauer sahen im VIP-Bereich der Mannschaft und ihrem theatralischen Stürmer beim Zaubern zu.
In der VIP-Loge des Borussia-Stadions in Dortmund gibt es eine Art „Wall of Fame“. An den Wänden bleiben da verdiente Spieler des Traditionsvereins im Rahmen und so in guter Erinnerung. Die Band, auf die an diesem seltsamen Konzert-Ort alle warten, könnte auch schon längst an so einer Wand hängen - als fiebrige Erinnerung an Sturm und Drang der 1990er Jahre. Vorbei, bye bye. Aber so ist es eben nicht. Selig sind wieder da. Und es scheint, als würde sie selbst das am allerwenigsten wundern.
100 Minuten lächeln
Als bunter Vogel mit gelbem Shirt, Hut und Schellenring kommt Jan Plewka auf die Bühne gehüpft wie eh und je. Und in der ersten Reihe bekommen zwei Frauen um die 30, die schon als Teenager dabei waren und dachten, sie würden die Band nie wieder sehen, das selige Lächeln in den nächsten 100 Minuten gar nicht mehr aus den Gesichtern. Soetwas sieht man hier sonst nur, wenn der BVB in der letzten Minute gegen Schalke gewinnt.
„Geil. Wir haben’s geschafft. Wir spielen im Stadion“, jubelt Plewka, der Stürmer. Dabei waren Selig ja eigentlich noch nie eine Stadionband. Auch, wenn sie sich wieder klar zum Rock bekennen, ihre Pop-Ausflüge kurz vorm vorläufigen Ende 1999 waren weniger erhellend. Und so klingen sie mit den neuen Songs wieder wie früher, das ist allen Beteiligten ohnehin am liebsten.
Hinten fehlt's an Atmosphäre
So um die 450 Menschen sind gekommen. Ganz voll ist es nicht. Weiter hinten, bei fahlem Neonlicht, will sich nicht so recht Konzertatmosphäre einstellen, dafür wird vorne an der niedrigen Bühne umso leidenschaftlicher „Das Mädchen auf dem Dach“ gefeiert und „Sag mir, ist es wichtig“ gefragt. Ganz schön textsicher. Immer noch. Und wieder bei den neuen Songs.
Und immer wieder dieser Plewka. Mit all der Theatralik ein Schauspieler unter den Sängern. „Ich bin exzentrisch“, spricht er einmal das Offensichtlichste aus und lässt sein Publikum, die „Mesdames et Monsieurs“ wie er sagt, wissen, dass er Geburtstag habe. Na herzlichen Glückwunsch zum 39.!
Zum Schluss, natürlich, noch das "betrunkene, neurotische Lied zum Kitten aller gebrochenen Herzen": „Ohne dich“. Damit sind Selig ohnehin zur Legende geworden.