Entenhausen. . Vor 60 Jahren erschien das erste Micky-Maus-Heft in Deutschland.
Ach, Micky, es ist gar nicht so leicht, eine Maus zu sein in dieser Entenwelt. Schon gar nicht, wenn man zugewandert ist. Aber was wünscht man einer Maus eigentlich am 60. Jahrestag ihrer Einwanderung? Fröhliche Integration? Wär komisch. Denn Probleme mit Akzeptanz hattest Du ja nie. Weder in Entenhausen, noch im Rest von Deutschland, wo am 29. August 1951 das erste Micky Maus Heft erschien. Im Gegenteil, Micky fand damals auf Anhieb monatlich hundert tausende Freunde.
Dennoch, man muss es nüchtern betrachten, steht Micky in Entenhausen ganz schön einsam da: Sein bester Kumpel, Goofy? Ein Köter. Sein ärgster Widersacher, Karlo? Ein Kater. Und wären da nicht Dauerschwarm Minni und seine beiden Neffen Mack und Muck, stünde die Maus alleine da zwischen Klarabella Kuh, Rudi Ross und Kommissar Hunter. Schon optisch gibt Micky sich unangepasst im Erpelreich: Während alle anderen entweder gar keine Ohren haben oder sie schlapp im Wind baumeln lassen, recken sich Mickys schwarze Segel stolz nach oben. Wie es so ist, wenn man als einziger – wie Micky es lange Zeit tat – mit nacktem Oberkörper und roten Shorts durchs Leben schreitet, während das versammelte Federvieh zwar seine Oberkörper verhüllt, aber ansonsten der Weltöffentlichkeit schamlos den Bürzel präsentiert. Dann schleppt Micky auch noch sein Mäuseschwänzchen hinter sich her – eine Unverfrorenheit, die man höchstens einer Maus zubilligt. Oder eben Pluto.
Ja, Entenhausen ist schon eine merkwürdige Stadt.
Nicht einmal die Frau, die Micky so meisterhaft Deutsch beibringen sollte, stammt aus einem Mäusewurf, schließlich handelte es sich um Dr. Erika Fuchs („Ich lese freiwillig keine Comics“).
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Eine Frage, die Geografen schon langen plagt: Liegt Entenhausen nun wirklich in Deutschland? Unter den deutschen Forschern, den Donaldisten, gibt es da natürlich keinen Zweifel. Das Problem: In jedem Land finden sich andere Experten, die in seltsamer Eintracht das Städtchen an der Gumpe immer in ihrer Nähe verorten – und aus der vereinten Disney-Stadt sogar zwei machen, etwa im Englischen, wo man zwischen Duckburg und Mousetown unterscheidet. Was für ein Frevel!
Im Deutschland vor 60 Jahren liebte man Micky. Der rasende Reporter, Detektiv und Selfmade-Abenteurer legte eine Einwanderer-Karriere wie im Bilderbuch hin. Seit Jahren aber ist Mickys Karriere auf Talfahrt, dank der bösen Konkurrenz aus Fernost.
Mit Dragonball kam der Auflagenschwund
1998, bevor Dragonball und Astroboy zu uns kamen, lag die wöchentliche Auflage des Micky-Maus-Magazins noch bei über einer Million, heute sind es gerade mal 183 000 Hefte pro Woche. Dennoch, die zugewanderte Maus dürfte weiterhin ihr Auskommen haben in Deutschland. Schließlich nahm sie damals, 1951, für jedes Heft nur 75 Pfennige ein. Heute sind es 3,50 Euro. Das reicht, um sich zum Jahrestag der Einwanderung einen dicken Laib Käse zu kaufen.
Nur keinen Schweizer, bitte.