Haltern am See. . Dass die Lieblingsfeinde von Asterix und Obelix “spinnen“, ist Gudrun Penndorf zu verdanken. Als Übersetzerin hat sie Asterix und seinen Freunden eine deutsche Stimme gegeben. Ein Interview über Comics als Literatur und die Tücken des Übersetzens.
„Die spinnen, die Römer!“ Das war nicht immer so. „Ils sont fous, ces Romains“ wurde am Anfang unter dem ersten Verleger noch mit „Uii, die Römer sind doof“ übersetzt. Dass die Lieblingsfeinde von Asterix und Obelix heute spinnen, ist Gudrun Penndorf zu verdanken. Als Übersetzerin hat sie Asterix und seinen Freunden eine deutsche Stimme gegeben. Ab 1968 übertrug Penndorf 29 Asterix-Bände ins Deutsche. Heute unterrichtet sie Französisch an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Beim Asterix-Fantreffen im Halterner Römermuseum erzählt sie am Samstag in Haltern, wie die Gallier die deutsche Sprache eroberten.
Sie haben die ersten 29 Asterix-Bände übersetzt. Wie kam es zu dem Auftrag?
Ich hatte für den Ehapa Verlag bereits eine Anzahl von Walt Disney-Comics der Reihe Lustige Taschenbücher aus dem Italienischen übersetzt, die rasch sehr beliebt wurden. Manchmal waren die Vorlagen auch auf Englisch oder Französisch, daher wusste der Verlag, dass ich auch für andere Sprachen einsetzbar war. Als ich 1968 eine Reise nach Paris plante, sagte der Verlag zu mir: „Gehen Sie doch dort bei Goscinny vorbei, wir suchen noch eine Übersetzerin für Asterix.“ Also habe ich mich bei Goscinny vorgestellt und bekam den Auftrag. Was ich zunächst nicht wusste: Alle meine Übersetzungen wurden zur Kontrolle ins Französische zurück übersetzt.
Kannten Sie die Asterix-Comics vorher schon?
Ja, rein zufällig. Eine französische Übersetzerkollegin hatte an einem verregneten Sonntag, als wir zusammen in Schwabing saßen, Asterix-Comics mitgebracht und die deutsch-französische Clique bog sich vor Lachen. Ich dachte nur „Oh oh, dazu muss man aber gut Französisch können“, nicht ahnend, dass wenig später der Auftrag auf mich zukommen würde.
Sind Comics Literatur?
Keine schöngeistige Literatur, aber inzwischen eine etablierte Textsorte.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Übersetzung?
Die Asterix-Comics sind gespickt mit Wortspielen in den verschiedensten Facetten. Da war schon Kreativität gefragt. Eine wörtliche Übersetzung hätte nicht funktioniert.
Was war in Bezug auf Asterix Ihr schönstes Erlebnis?
Ich erinnere mich, wie in den siebziger Jahren einmal auf der Straße eine klapprige Ente vor mir herfuhr. Da stand hinten drauf „Grautvornix“. So hatte ich den Neffen von Majestix, einen jungen Halbstarken aus Paris zu Besuch bei den Galliern, genannt. Im Französischen heißt er Goudurix. Das ist abgeleitet von „goût du risque“, was so viel wie „risikofreudig/ wagemutig“ heißt. Da freut man sich schon, wenn es die eigene Übersetzung in die Lebenswirklichkeit der Leser schafft.
Wen haben Sie sich als Leser beim Übersetzen vorgestellt?
Kinder, Erwachsene, Großeltern, Freude, Familie, meinen heranwachsenden Sohn. An denen habe ich meinen Text dann auch jeweils erprobt.
Haben Sie wegen der Übersetzungen je kritische Post bekommen?
Ja, von Leuten, die mehr oder weniger gut Französisch konnten. Die haben zwar kritisiert, aber keine Verbesserungsvorschläge gemacht.
Wie haben Sie Albert Uderzo und René Goscinny erlebt?
Ich fand beide sehr sympathisch, aber wir Übersetzer hatten wenig Kontakt zu den Autoren. Auf Symposien habe ich die englische Übersetzerin Anthea Bell kennengelernt. Mit ihr habe ich mich vielfach ausgetauscht über unsere unterschiedlichen Lösungen. Lustigerweise erst im Nachhinein.
Was kann man von Asterix und Obelix lernen?
Nun, das liegt ganz am Leser oder Vorleser, wie viel er davon aus der Geschichte erkennt oder hinzulernt. Ich halte wenig davon, diesen Comic mit einem didaktischen Anspruch zu versehen. Wie Goscinny einmal treffend sagte, „Asterix soll die Leute zum Lachen bringen“. Ich habe, soweit ich konnte, dafür gesorgt.