Münster. .

Dummy bringt alle Beteiligten mit seiner verwirrenden Präzision und seiner chaotischen Kreativität aus dem Gleichgewicht. Das neue Programm feierte jetzt Weltpremiere im GOP Variete-Theater Münster.

Ein Dummy ist immer der Dumme: Der leblose Puppenmann hält bei Crashtests seinen Kopf hin, damit sich Menschen bei nachgestellten Unfällen nicht die Knochen brechen. Dummy, so heißt auch das neue Programm, das jetzt Weltpremiere im GOP Variete-Theater Münster feierte.

Doch Blessuren sind den Dummies in dieser Show fremd. Hier sind die steifen, ausdruckslosen Wesen eher Dekoration, Staffage und maximal stumme Partner von jungen Künstlerinnen und Künstlern, die „vor Leidenschaft brennen“.

„Wir erwecken eine starre, kahle Welt zum Leben, zur Bewegung, zur Artistik, zum Tanz: Was gestern ‘Blue Man Group’ war, ist morgen Dummy,“ so fasst Regisseur Markus Pabst die Inszenierung, die er gemeinsam mit dem erst 22-jährigen Artisten und Co-Regisseur Eike von Stuckenbrok auf die Beine stellte, zusammen.

Gesetze des Varietes außer Kraft gesetzt

Dabei übertreibt der gebürtigte Darmstädter keineswegs. Denn Dummy führt die Zuschauer in völlig neue Dimensionen. Acht junge Künstlerinnen und Künstler von fünf Kontinenten setzen in Münster die Gesetze des Varietes außer Kraft und mischen sie völlig neu.

„Hergebrachtes Variete ist ‘Old School’,“ beschreibt es Eike von Stuckenbrok, „ich sehe andere Wege. Und wenn sich diese Wege durchsetzen, sind wir diejenigen, die es machen.“ Denn Dummy sei kein Statement, sondern eine Art zu leben.

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Und so ist es kein Wunder, dass das Team um Pabst und Stuckenbrok in Kooperation mit dem Videokünstler Frieder Weiss, dem Lichtdesigner Reinhard Bichsel und dem Bühnenbildner Daniele Drobny für Dummy „etwas noch nie Dagewesenes“ zum Leben erweckt. Den roten Faden für den sphärischen Klangteppich weben der bekannte Berliner Clubmusiker Reecode und die Cellistin Lih Qun Wong live auf der Bühne.

Im Berliner „Club 25“ lernten sich Reecode und Eike von Stuckenbrok kennen „und schnell war klar, dass der Musikproduzent aus der Hauptstadt die Musik für Dummy schreibt: „Jede Melodie, jedes Lied ist neu und unterstreicht die Aussage der künstlerischen Darbietung.“

Dazu kommt die bewegliche Bühne, die sich immer wieder bis zu einem Winkel von 35 Grad aufrichtet und den Artisten so eine schräge Plattform bietet, zu schweben, zu fliegen, sich zu verdoppeln.

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Eine ausgeklügelte Computertechnik macht es möglich. Sie nimmt jeden Punkt der Bühne fotografisch auf, überarbeitet ihn Millimeter genau und sendet ihn über Beamer als Strahl, als Stern oder als Abbild des Gesehenen zurück zur Projektionsfläche. So entwickeln sich undurchschaubare Perspektiven, Avatar ähnliche Drei-D-Simulationen und visuelle Effekte, die sprachlos machen: „Schatten erhalten ein dynamisches Eigenleben“. Gepaart mit den grenzüberschreitenden Leistungen der jungen Artisten Eike von Stuckenbrok (Equilibristik), Nata Galkina (Antipoden), Marjorie Nantel (Kontorsion), James Kingsford-Smith (Handstand und Strapaten), Nicolas Fayol (Tanz) und Avan Whaite (Vertikalpode) entstehen im wahrsten Sinne mehr als nur spektakuläre Augenblicke.

Verwirrende Präzision und seiner chaotische Kreativität

Dummy bringt alle Beteiligten mit seiner verwirrenden Präzision und seiner chaotischen Kreativität aus dem Gleichgewicht. Eike von Stuckenbrok: „Wir sind alle super emotionell. Wir haben bei den Proben hart gearbeitet - geweint, gelacht, geschrien.“ Und nur deshalb sei es gelungen, Tanz, Akrobatik und Schauspiel auf diese unnachahmliche Weise „zu einer neuen Ästhetik, zu einer ganz neuen Menschlichkeit“ zu verbinden: „Wir haben das zusammengefügt, was uns gefällt.“

Keine Schwerpunkte.Keine Klassik, keine Moderne.Kein U, kein E. sondern ein einheitliches Ganzes. Nicht nur bei den Körper-Artisten, sondern auch bei den Musikern. Lih Qun Wong: „Als klassisch ausgebildete Cellistin erlaubt mir Dummy neue Wege künstlerischen Ausdrucks zu finden. Hier verschmelzen elektronische Musik und Klassik zu einer neuen inspirierenden Form.“ „Dummy ist Körpertheater mit Händen und Füßen, mit einem großartigen Team“, fügt Fußjongleurin Nata Galkina hinzu, die die Folkwang Akademie der Künste in Essen in den Sparten Körpertheater und Pantomime absolvierte.

Dummy ist innovativ, schrill und schräg. Dummy ist gewaltig – einfach kolossal. Bis zum 4. September ist die Show noch im GOP Variete-Theater Münster zu sehen. Ab Januar 2012 gastiert sie im GOP Essen. Weitere Informationen unter www.variete.de oder 0251 / 490 90 90.